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DOI: 10.1055/s-0045-1807515
Inzidenz und Verlauf des Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland zwei Jahre nach den Lockdowns im Rahmen der COVID-19-Pandemie: DPV-Daten von 2011-2023
Authors
Einleitung: Es wird der Inzidenzverlauf des Typ 2-Diabetes (T2D) bei Kindern und Jugendlichen nach Ende der COVID-19 Maßnahmen und der Behandlungsverlauf der neudiagnostizierten Kinder und Jugendlichen aus 2021 dargestellt.
Methodik: DPV-Daten von Kindern und Jugendlichen (Alter 6 bis<18 Jahre) mit neudiagnostiziertem T2D in Deutschland im Zeitraum 2011 bis 2023 wurden ausgewertet. Ausgeschlossen wurden andere Diabetesformen. Pro Jahr wurden die alters- und geschlechtsstandardisierten Inzidenzen pro 100.000 Patientenjahre (105 PJ) und der 1-Jahresverlauf des Hämoglobin A1c (HbA1c) (Diagnosen 2011-2022, gruppiert) analysiert. Für letzteres wurden lineare Regressionsmodelle adjustiert für Diagnosealter, Geschlecht, Migrationshintergrund mit Berücksichtigung wiederholter Messungen verwendet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 1407 Kinder und Jugendliche mit Diagnose eines T2D aus 230 Zentren von 2011 bis 2023 in die Analysen eingeschlossen. In 2011-2016 wurden im Durchschnitt ca. 78 Fälle/Jahr dokumentiert. Ab 2017 stieg die Zahl auf>100 Fälle/Jahr, 2019 auf 114 Fälle. Eine weitere Zunahme erfolgte in 2020 (n=133) und besonders in 2021 auf 190 Fälle/Jahr entsprechend einer Inzidenz von 2,1/105 PJ. Nach Ende der Lockdowns fiel in 2022 die Inzidenz auf 1,6 und 2023 auf 1,5/105 PJ. Die deutliche Zunahme 2021 war v.a. bei Jungen (Inzidenz 2021 2,3/105 PJ) zu beobachten. Bis 2018 zeigte sich eine weibliche Prädominanz, in 2019 ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis (Mädchen n=58; Jungen n=56). Im Vergleich mit den Jahren 2017-2019 waren 2020-2021 signifikant mehr Jungen betroffen (46,3% vs. 57,3%; p=0,005). In den Jahren 2022-2023 war der Unterschied rückläufig und nicht mehr signifikant (46,3% vs. 49,7%; p=0,401). Im 1-Jahresverlauf der während der COVID-19-Pandemie diagnostizierten T2D-Fälle (2020, 2021) ergab sich im Vergleich mit den T2D-Fällen aus 2011-2019 kein Unterschied hinsichtlich der HbA1c-Absenkung. Bei vergleichbarem Diagnose-HbA1c (zwischen 8,3% [95%-KI: 8,0-8,5] in 2011-2016 und 8,8% [8,5-9,2] in 2021, alle p-Werte>0,05) lag der HbA1c im 1-Jahresverlauf bei 2011-2016 Diagnostizierten bei 6,5% [6,1-6,8], bei den Diagnosejahren 2017-2019 bei 6,4% [6,0-6,8], 2020 bei 6,4% [5,8-6,9] und 2021 bei 6,3% [5,8-6,8] (alle p-Werte>0,05).
Diskussion: Die kurzzeitige Inzidenzsteigerung von T2D bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland in 2020 und 2021 v.a. bei männlichen Jugendlichen war in 2022 und 2023 in den DPV-Daten rückläufig. Das Geschlechterverhältnis hat sich 2022-2023 wieder den Trendschätzungen, basierend auf den Jahren 2011-2019, angeglichen. Hinweise aus internationalen Arbeiten und Schuleingangsuntersuchungen aus verschiedenen Bundesländern für das Schuljahr 2023 zeigen eine Verringerung des BMI und eine Steigerung von Bewegung bzw. Sport als mögliche Ursachen des Inzidenzabfalls. Die HbA1c-Werte 1 Jahr nach Diagnose verbesserten sich in allen untersuchten Gruppen gleich, unabhängig vom Manifestationszeitpunkt.
Publication History
Article published online:
28 May 2025
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