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DOI: 10.1055/s-0045-1807513
Ist die Nutzung moderner Diabetestechnologie ein Risiko für Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen? Eine Analyse der DPV-Initiative
Fragestellung: In den letzten Jahrzehnten wurde eine zunehmende Gewichtszunahme von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes beobachtet. Damit stellt sich die Frage, ob dies mit dem häufigeren Einsatz von Diabetestechnologie (Insulinpumpe, Glukosesensor, AID-Systeme) assoziiert ist.
Methodik: Es wurden Daten der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) der Jahre 2022 und 2023 von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes<18 Jahren, Diabetesdauer>1 Jahr, ohne Behandlung mit Metformin, GLP-1-Analoga oder SGLT2-Hemmer ausgewertet (Datenstand 03/2024). Patient:innen die im Beobachtungszeitraum die Behandlungsform gewechselt hatten, wurden ausgeschlossen. BMI-SDS-Werte wurden basierend auf der KiGGS-Referenz berechnet. Multivariable lineare Regressionsmodelle mit Adjustierung für Alter, Geschlecht, Diabetesdauer und Migrationshintergrund (selbst oder ein Elternteil nicht in Deutschland/Österreich/Schweiz/Luxemburg geboren) wurden implementiert und adjustierte Mittelwerte (LSMeans) geschätzt. Als Sensitivitätsanalyse wurden Untergruppen mit bzw. ohne Migrationshintergrund, sowie Jungen und Mädchen stratifiziert ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 32.052 Kindern und Jugendlichen ausgewertet (mittleres Alter 12,6 Jahre, mittlere Diabetesdauer 5,3 Jahre, 53% männlich, 28,9% mit Migrationshintergrund). 936 (2,9%) Patienten wurden mit intensivierter konventioneller Insulintherapie ohne Sensornutzung (ICT ohne CGM) behandelt, 8.961 (28,0%) mit ICT mit CGM, 266 (0,83%) mit Pumpe ohne CGM (nicht ausgewertet wegen kleiner Fallzahl), 9.681 (30,2%) verwendeten eine Sensor-unterstützte Pumpentherapie (SUP) oder LGS/PLGS und 12.208 (38,1%) ein AID-System. Der adjustierte mittlere BMI-SDS war mit+0,40 [0,38; 0,42] bei SUP und+0,39 [0,37; 0,41] bei AID-Therapie signifikant höher als bei ICT mit CGM+0,34 [0,32; 0,37], jeweils p<0,001). Bei ICT ohne Sensor war der BMI-SDS mit+0,32 [0,26; 0,39] am niedrigsten (p<0,05 versus SUP oder AID). In den Untergruppen ohne Migrationshintergrund sowie bei Jungen und Mädchen fanden sich ähnliche Ergebnisse.
Schlussfolgerung: Mit AID oder SUP behandelte Kinder und Jugendliche zeigten geringfügig höhere BMI-SDS-Werte als diejenigen mit ICT mit und ohne Glukosesensor. Dem leicht gestiegenen BMI als möglichem kardiovaskulärem Risikofaktor müssen die bekannten verbesserten glykämischen Ergebnisse der CGM-unterstützten Therapieformen gegenübergestellt werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
28. Mai 2025
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