Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S78-S79
DOI: 10.1055/s-0045-1807512
Abstracts | DDG 2025
Poster
Posterwalk 11: Pädiatrische Diabetologie

Einfluss von elterlichem Vorwissen auf die Prävalenz der diabetischen Ketoazidose (DKA) bei Manifestation eines Typ-1-Diabetes (T1D)

S Landsberg
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
M Niemeyer
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
B Aschemeier-Fuchs
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
K Lange
2   Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum für medizinische Psychologie, Hannover, Germany
,
O Kordonouri
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
› Author Affiliations
 

Einführung Der T1D ist nach der familiären Hypercholesterinämie die zweithäufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Nur 1 von 10 Kindern mit T1D-Manifestation hat eine positive Familienanamnese.

Ziel dieser Untersuchung war es, das Vorwissen von Familien über T1D zu erfassen und zu analysieren, ob und wie diese Vorkenntnisse die DKA-Prävalenz bei der Manifestation beeinflussen.

Methodik Im Rahmen einer retrospektiven, pseudonymisierten Datenerhebung wurden Daten aller Kinder und Jugendlichen, die in den Jahren 2022-2023 mit einer T1D-Manifestation stationär in einem großen deutschen Diabeteszentrum behandelt wurden, analysiert. Es wurden Alter, Geschlecht und metabolische Parameter bei der stationären Aufnahme (pH, Bikarbonat) einbezogen.

Außerdem wurden die Eltern eingeladen, mittels eines standardisierten Fragebogens ihr Vorwissen bezüglich T1D retrospektiv zu schildern. Dabei wurde gezielt nach den Quellen ihrer Vorkenntnisse (Poster, Flyer, Internetquellen, das erweitere familiäre Umfeld, eigene medizinische Vorkenntnisse) gefragt.

Ergebnisse Zwischen 01/2022 und 12/2023 wurden 218 Patienten [41,7% weiblich, Alter 8,5 Jahre (0,9-18), Median (Bereich)] mit einer T1D-Manifestation stationär behandelt. Dabei wurde bei 96 Kindern und Jugendlichen (44%) eine DKA festgestellt. 82,6% der Eltern nahmen an der Befragung teil (N=180).

Sieben Eltern (3,9%) erinnerten sich an Flyer zum Thema T1D und 15 (8,3%) an Poster. Die Kenntnis dieser Informationsmaterialien war nicht assoziiert mit der DKA-Rate (beide P>0,1).

Ein medizinischer Hintergrund bestand bei 32 (18,1%) der Eltern. Die DKA-Rate bei deren Kindern lag bei 40,6% und war vergleichbar mit der DKA-Rate in Familien ohne medizinische Fachkompetenz (44,1%, P=0,436).

Ein Vorwissen zum T1D aus dem Internet (N=28, 15,6%), aus sozialen Medien (N=18, 10%) oder aus dem Fernsehen (N=25, 13,9%) hatte keinen Einfluss auf die DKA-Rate (alle P>0,1).

Waren T1D-Fälle im erweiterten Umfeld bekannt (N=88, 48,9%), oder waren direkte Freunde des Kindes betroffen (N=12, 6,7%), war die DKA-Rate vergleichbar mit Familien ohne betroffene Personen im Umfeld (alle P>0,1).

Wurde bei einer ambulanten ärztlichen Vorstellung bereits der eigene Verdacht auf das Vorliegen eines T1D geäußert (N=73, 47,4%), war die DKA-Rate signifikant niedriger als bei Familien ohne diese Vermutung (31,5% vs. 53,1%, P=0,009).

Schlussfolgerung Das Vorwissen über T1D war niedrig, Flyer und Poster zum Thema T1D waren selten bekannt, und bei denjenigen, die damit vertraut waren, konnte kein Einfluss auf die DKA-Rate festgestellt werden. Diese Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung der Gesamtbevölkerung zum T1D, mit dem Ziel, das Auftreten einer DKA bei klinischer Manifestation des Diabetes zu reduzieren.



Publication History

Article published online:
28 May 2025

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