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DOI: 10.1055/s-0045-1807510
AID-Einsatz im Vorschulalter: Darf es etwas mehr und früher sein? Eine DPV-Register-Studie
Hintergrund und Ziel Für alle Kinder- und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ1 (T1D) sind AID-Systeme gemäss aktueller internationaler Guidelines empfohlen, für Vorschulkinder sind sie mittlerweile als Therapie der Wahl deklariert ([1]). Das DPV-Verbreitungsgebiet umfasst mit Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg Länder, in denen AID-Systeme verfüg- und bezahlbar sind. Ziel der vorliegenden Studie war, einen Überblick über die aktuelle AID-Nutzung bei Vorschul- und jungen Schulkindern und deren zeitlichen Einsatz in Bezug auf die T1D-Diagnose zu gewinnen.
Methoden In der DPV-Datenbank wurden aus 512 Zentren im Zeitraum 2019-2024 alle Kinder<12 Jahre mit T1D und dokumentierter Insulintherapie identifiziert. In zwei Altersgruppen (<6 Jahre und 6-<12 Jahre) wurde der Anteil an AID und deren Beginn (früh:<6 Monate versus spät:>1 Jahr nach T1D-Diagnose) bestimmt. Die glykämische Kontrolle wurde mittels HbA1c-Wert und TIR in der frühen versus späten AID Gruppe mittels Wilcoxon-Test oder X2-Test im aktuellsten Behandlungsmonat, bei mindestens einem Jahr Diabetesdauer, verglichen.
Ergebnisse Von den insgesamt in DPV erfassten 3360 Vorschulkindern im Alter<6 Jahre mit T1D nutzten 53,8% (n=1806) ein AID-System, in der Gruppe der Schulkinder 6-<12 Jahre lag der AID-Anteil der 22.848 Kinder bei 35,1% (n=8023). Von Kindern mit mindestens einem Jahr Diabetesdauer erhielten nur 40 Vorschulkinder mit einem medianen Alter von 4,5 Jahren (3,7 – 5,5 Jahre Q25-75) früh ein AID-System, 1043 Kinder (medianes Alter 4,6, Q25-75 4,0 – 5,5 Jahre) hingegen spät. Bezogen auf den aktuellsten Verlaufsmonat ergab sich kein signifikanter Unterschied in Bezug auf den mittleren HbA1c-Wert (7.1 versus 7.0%) oder TIR (56 versus 62%). Bei den Schulkindern konnten 46 Kinder (medianes Alter 8,5, Q25-75 7,4-10,0 Jahre) früh ein AID-System nutzen, 6344 Kinder spät (medianes Alter 10, Q25-75 8,3-11,4 Jahre). Auch für die Schulkind Gruppe ergab sich kein Unterschied bezüglich glykämischer Kontrolle gemessen am HbA1c-Wert (6,8 versus 7.0%) und TIR (64% in beiden Gruppen).
Schlussfolgerung Der Anteil Kinder<12 Jahre, die früh nach Manifestation eines T1D ein AID nutzen können ist noch sehr gering. Bislang ergibt sich kein Hinweis auf eine schlechtere glykämische Kontrolle verglichen mit einem späteren AID-Beginn. Der Anteil der Vorschul- und jungen Schulkinder, die überhaupt im Verlauf ein AID-System erhalten ist niedriger als in internationalen Guidelines festgehalten. Die Gründe hierfür sind aus den epidemiologischen Daten des DPV Registers nicht ersichtlich, spekulativ sind hier jedoch an die Verfügbarkeit von AID-System für junge Kinder erst seit wenigen Jahren sowie an mögliche strukturelle Schwierigkeiten in der pädiatrischen Diabetologie (z.B. Personalressourcen) zu denken
Publication History
Article published online:
28 May 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Biester T, Berget C, Boughton C, Cudizio L, Ekhlaspour L, Hilliard ME, Reddy L, Sap Ngo Um S, Schoelwer M, Sherr JL, Dovc K.. International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes Clinical Practice Consensus Guidelines 2024: Diabetes Technologies – Insulin Delivery. Horm Res Paediatr 2024; 97: 592-618 Epub ahead of print 39657603