Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S57
DOI: 10.1055/s-0045-1807466
Abstracts | DDG 2025
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Posterwalk 7: Psychosoziales & Komplikationen

Prävalenzraten und Zusammenhänge Interview-erfasster psychischer Störungen bei T1D und T2D: Ergebnisse der PRO-MENTAL-Studie „updated“

A Schmitt
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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L Klinker
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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D Ehrmann
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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T Haak
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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B Kulzer
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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N Hermanns
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Nach Jahrzehnten der Forschung über Häufigkeiten psychischer Störungen als Komorbidität bei Diabetes existiert eine breite Evidenzbasis, welche erhöhte Symptombelastungen für Depressivität und Angstsymptome in entsprechenden Fragebogenskalen bekräftigt. Belastbare Daten zu tatsächlichen Störungen gemäß Diagnosekriterien fehlen dagegen weitestgehend. Daher stellt die prospektive PRO-MENTAL-Studie ein Novum dar, deren Baseline-Untersuchung die wichtigsten psychischen Störungsbereiche per diagnostischem Interview erfasst. Wir stellen die aktuellen Ergebnisse über Prävalenzraten und Assoziationen mit Gesundheitsmerkmalen vor.

Methodik: Affektive, Angst- und Essstörungen wurden in strukturierten Interviews gemäß ICD-10-Kriterien erfasst (Interviewform=revidierte PC-Version des Mini-DIPS OA). Es wurden Punkt-, 12-Monats- und Lifetime-Prävalenzen bestimmt. Zeitnah erfasste Person-reported Outcomes (PRO) umfassen Selbstmanagement- und Essverhalten, Wohlbefinden, Schlaf, Diabetes Distress, Angst- und depressive Symptome und subjektive Gesundheit. Bis jetzt wurden N=1009 Teilnehmende interviewt (52% T1D, 46% T2D, 2% T3D, 45% Frauen, Alter 53±16J., Diabetesdauer 18±12J., 80% mit Insulin, HbA1c 7,5%±1,5).

Ergebnisse: Die 12-Monats-Prävalenzen der untersuchten Störungen für T1D/T2D betrugen:

  • Affektive Störungen: Major Depression 13,9%/10,3% (einzelne Episode 6,3%/5,2%, rezidivierende Depr. Stör. mit Epsiode im letzten Jahr 7,6%/5,2%), Dysthymie 1,1%/0%, bipolare Störung=1,9%/2,2%.

  • Angststörungen: Panikstör. 4,2%/4,1%, Agoraphobie 5,7%/5,2%, General. Angststör. 8,9%/5,8%, Soziale Anststör. 6,5%/4,1%, spezifische Phobien 20,2%/21,1%, darunter Spritzenphobie 3,0%/2,2%, phobische Hypoglykämieangst 6,7%/1,5%.

  • Essstörungen: Anorexia nerv. 0,6%/0%, Bulimia nerv. 1,0%/0,2%, Purging-Stör. 0,8%/0%, Binge-Eating-Stör. 3,2%/5,0%, Night-Eating-Syndrom 1,1%/2,2%.

Personen mit 12-Monats-Diagnosen depressiver Episoden hatten signifikant höhere HbA1c-Level, weniger günstige Selbstbehandlungsverhaltensweisen, mehr dysfunktionale Essverhaltensweisen und ausgeprägtere Problemwerte in sämtlichen PRO-Maßen. Die Ergebnisse bei Personen mit Essstörungsdiagnosen waren vergleichbar. Unter den Angststörungen waren v. a. die Agoraphobie, Spritzenphobie sowie Hypoglykämieangst mit ungünstigen Verhaltens- und Glukoseoutcomes assoziiert.

Schlussfolgerungen: Die Befunde bekräftigen erhöhte Prävalenzen depressiver sowie Angststörungen bei Diabetes im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Major-depressive Störungen waren bei T1D häufiger als bei T2D, ebenso Hypoglykämieangst. Bei den Essstörungen waren Purging-assoziierte Störungen (AN/BN/PD) häufiger bei T1D, während Störungen mit Essanfällen ohne Gegenmaßnahmen (Binge- bzw. Night-Eating) häufiger bei T2D vorkamen. Es zeigten sich konsistent ungünstigere Behandlungs- und Gesundheitsverhaltensweisen sowie Gesundheitsoutcomes in sämtlichen Störungsbereichen.

Unterstützt vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).



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Article published online:
28 May 2025

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