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DOI: 10.1055/s-0045-1807446
InspeCKD-Studie – Die chronische Nierenkrankheit in deutschen Hausarztpraxen: Diagnosestellung hat wenig Einfluss auf die CKD-Therapie bei Patient:innen mit Typ-2 Diabetes
Fragestellung: Die chronische Nierenkrankheit (CKD) in Form einer diabetischen Nephropathie ist eine der häufigsten Spätfolgen des Diabetes mellitus (DM) und tritt bei ~40% der Patient:innen mit Typ-2-Diabetes (T2D) auf. Eine an Leitlinien angepasste CKD-Therapie kann die CKD-Progression verlangsamen und das kardiovaskuläre (CV) Risiko sowie die Gesamtmortalität senken. Leitlinien empfehlen daher ein jährliches CKD-Screening bei DM zur frühzeitigen CKD-Diagnosestellung und Therapie-Initiierung.
Die vorliegende präspezifizierte Subgruppenanalyse untersuchte, ob die Diagnosestellung der CKD Einfluss auf die leitliniengerechte CKD-Therapie bei Patient:innen mit T2D in deutschen Hausarztpraxen nimmt.
Methodik: Für die Analyse wurden vollständig anonymisierte, elektronische Patient:innen-Datensätze aus 1.244 deutschen Hausarztpraxen im Studienzeitraum 06/2020-06/2023 ausgewertet. Eingeschlossen wurden, gemäß der Screening-Empfehlung der KDIGO, Risikopatient:innen mit DM und/oder Bluthochdruck und/oder CV-Erkrankungen (CVD) mit einer Beobachtungsdauer von mindestens einem Jahr.
Ergebnisse: Von insgesamt 448.837 eingeschlossenen Patient:innen wiesen 27,1% (n=121.803) einen T2D auf. Patient:innen mit T2D und ICD-10 diagnostizierter CKD (diagnostizierte Patient:innen mit T2D) waren jünger (74,5 Jahre vs. 77,2 Jahre) und litten häufiger an Bluthochdruck und/oder CVD als Patient:innen mit T2D und laborchemisch erfüllter Krankheitsdefinition, bei denen keine ICD-10 CKD-Diagnose dokumentiert war (nicht diagnostizierte Patient:innen mit T2D). Sechs Monate nach CKD-Diagnose oder Erfüllung der Krankheitsdefinition wurden 15,3% der diagnostizierten Patient:innen mit T2D und 15,8% der nicht diagnostizierten Patient:innen mit T2D mit einer CKD-Therapie aus einem Renin-Angiotensin-System Inhibitor (RASi) in Kombination mit einem Natrium-Glukose-Kotransport-2 Inhibitor (SGLT2i) behandelt. Die Neuinitiierung der CKD-Therapie erfolgte bei zuvor mit keinem der beiden Wirkstoffe behandelten Patient:innen unabhängig von der Diagnosestellung meist mit einem RASi (13,2% bzw. 13,7%) – weniger als 2% wurden neu mit der an Leitlinien (KDIGO 2024) angepassten Therapie aus einem RASi in Kombination mit einem SGLT2i behandelt.
Schlussfolgerungen: Die CKD-Therapie unterschied sich unwesentlich zwischen Patient:innen mit T2D mit bzw. ohne vorliegende ICD-10 CKD-Diagnose. Folglich bleibt eine ICD-10 Diagnosestellung der CKD aktuell noch ohne relevanten Einfluss auf die CKD-Therapie bei Patient:innen mit T2D – diese erfolgt mutmaßlich eher aufgrund der Indikation des T2D oder des Alters (und der entsprechenden weiteren Komorbiditäten) als aufgrund der CKD. Die Daten der InspeCKD-Studie verdeutlichen den Optimierungsbedarf der CKD-Versorgung von Patient:innen mit T2D, welche auch ein stringenteres Management nach der CKD-Diagnosestellung in Form einer Leitlinien-gerechten Therapie-Initiierung erfordert.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
28. Mai 2025
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