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DOI: 10.1055/s-0045-1807444
Real-World Evidence zur Wirksamkeit wiederholter Anwendung des hochkonzentrierten (179 mg) Capsaicin-Pflasters bei schmerzhafter diabetischer peripherer Neuropathie: Steigerung der Ansprechraten und Nutzen für primäre Non-Responder
Fragestellung: Schmerzhafte diabetische periphere Neuropathie (pDPN) stellt eine erhebliche Belastung für Patienten dar. Zu den Behandlungen der ersten Wahl gehören Antidepressiva, Antikonvulsiva und die topische Therapie mit hochkonzentriertem Capsaicin 179 mg Pflaster (HCCP). Klinische Studien belegen die Wirksamkeit von HCCP bei pDPN1-4. Langzeitdaten weisen zudem darauf hin, dass wiederholte Anwendungen die therapeutische Wirkung verbessern können, auch bei Patienten, die initial nicht ansprachen1,2.5. Ziel dieser Studie war es, den Nutzen wiederholter HCCP-Behandlungen unter realen Praxisbedingungen bei Patienten mit pDPN zu bewerten und das Ansprechen initialer Non-Responder zu untersuchen.
Methodik: Es handelt sich um die Analyse einer nicht-interventionellen, retrospektiven 12-Monats-Kohortenstudie auf der Basis von anonymisierten Routinedaten des PraxisRegister Schmerz. Untersucht wurden Daten von Patienten mit pDPN, die zwischen einer und maximal vier HCCP-Behandlungen erhalten hatten und über einen Zeitraum von 12 Monaten nachbeobachtet wurden. Die Beurteilung der Wirksamkeit erfolgte anhand der Veränderung der Ansprechraten. Ein Ansprechen wurde definiert als eine Schmerzreduktion von≥30% und/oder eine Abnahme der durchschnittlichen 24-Stunden-Schmerzintensität auf der visuellen Analogskala (VAS, 0–100 mm) von≥20 mm im Vergleich zum Ausgangswert.
Ergebnisse: In die Analyse wurden die Daten von 826 Patienten mit pDPN eingeschlossen. Alle Patienten erhielten eine initiale HCCP-Behandlung. Eine zweite, dritte und vierte Behandlung im Abstand von jeweils 12 Wochen durchliefen 653, 464 bzw. 279 Patienten. Drei Monate nach der ersten Behandlung erfüllten 45,4% (n=375) der Patienten die definierten Kriterien für ein Ansprechen. Mit jeder weiteren Behandlung stieg die Responder-Rate kontinuierlich an und erreichte 89,3% (n=583) nach der zweiten, 98,5% (n=457) nach der dritten und 98,9% (n=276) nach der vierten Behandlung. Von den initialen Non-Respondern (54,6%, n=451) erzielten 80,3% (n=286) der weiterbehandelten Patienten nach der zweiten Behandlung ein Ansprechen. Nach der dritten Behandlung sprachen 86,0% (n=43) der verbliebenen Non-Responder an. Nach der vierten Behandlung zeigte schließlich 25,0% (n=1) ein Ansprechen [1] [2] [3] [4] [5].
Schlussfolgerung: Wiederholte HCCP-Behandlungen können die Wirksamkeit der Therapie bei Patienten mit pDPN signifikant verbessern. Bereits nach der initialen Behandlung erfüllten 45,4% der Patienten die Ansprechkriterien. Mit fortgesetzter Therapie konnte ein kontinuierlicher Anstieg der Ansprechrate beobachtet werden, wobei mehr als die Hälfte der initialen Non-Responder im Verlauf von bis zu drei weiteren Behandlungen ein Ansprechen erreichte. Diese Ergebnisse verdeutlichen den therapeutischen Nutzen einer wiederholten HCCP-Anwendung und betonen die Bedeutung einer umfassenden Patientenaufklärung über den potenziellen Bedarf an Wiederholungsbehandlungen zur Optimierung des Therapieerfolgs.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
28. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Simpson DM, Robinson-Papp J, Van J, Stoker M, Jacobs H, Snijder RJ, Schregardus DS, Long SK, Lambourg B, Katz N.. J Pain. 2017 18. 01 42-53
- 2 Vinik AI, Perrot S, Vinik EJ, Pazdera L, Jacobs H, Stoker M, Long SK, Snijder RJ, van der Stoep M, Ortega E, Katz N. BMC Neurol. 2016 16. 01 251
- 3 Vinik AI, Perrot S, Vinik EJ. et al. Curr Med Res Opin. 2019 2. 388-401
- 4 Anand P, Privitera R, Donatien P, Fadavi H, Tesfaye S, Bravis V, Misra VP.. Front Neurol. 2022 26.
- 5 Freynhagen R, Argoff C, Eerdekens M, Engelen S, Perrot S. Pain Med. 2021 22. 10 2324-2336