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DOI: 10.1055/s-0045-1807390
Die postprandiale GLP-1- und GIP-Sekretion ist bei kürzlich diagnostiziertem Typ-2-Diabetes reduziert, aber bei steatotischer Lebererkrankung erhöht
Fragestellung: Die Pathogenese des Typ-2-Diabetes (T2D) ist unter anderem durch verminderte Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1)- und Glucose-dependent Insulinotropic Peptide (GIP)-vermittelte prandiale Insulinsekretion gekennzeichnet. Neben einer verringerten Signalübertragung der Inkretine an β-Zellen bei Menschen mit T2D könnte dazu eine verminderte postprandiale Sekretion dieser Inkretine beitragen. Ebenso könnte das Vorliegen einer metabolisch-bedingten Steatose (MASLD) den Inkretin-Effekt abschwächen. Die Datenlage ist allerdings bislang widersprüchlich. Wir stellten die Hypothese auf, dass die postprandiale Inkretin-Freisetzung bei Menschen mit kürzlich diagnostiziertem T2D vermindert ist und dies durch das Auftreten einer MASLD weiter verstärkt wird.
Methodik: Teilnehmende der Deutschen Diabetes Studie (GDS) mit T2D (n=50; bekannte Diabetesdauer<1 Jahr) oder normaler Glukosetoleranz (NGT; n=50) unterzogen sich einem Mixed-Meal-Toleranztest (MMTT; 365 kcal) und einem hyperinsulinämisch-euglykämischen Clamp-Test. Die postprandiale Glukose- und Hormonkonzentration (GLP-1, GIP) wurde mittels inkrementaler Flächen unter der Zeitkurve (iAUC0–180min) während des MMTT und der Leberlipidgehalt mittels 1H-Magnetresonanz-Spektroskopie quantifiziert. Der Zusammenhang von T2D und MASLD mit der Inkretinsekretion wurde anhand multipler linearer Regression untersucht.
Ergebnisse: NGT und T2D hatten ein ähnliches Alter (52±8 vs. 54±8 Jahre, p=0,115), Geschlecht (72% vs. 60% männlich, p=0,205) und BMI (29,5±5,4 vs. 28,8±4,9 kg/m2, p=0,531). T2D zeigte aber höhere Insulinresistenz (M-Wert: 7,2±2,7 vs. 9,8±3,1 mg/kg/min, p<0,001), Glykämie (HbA1c: 6,3±0,8% vs. 5,3±0,3%, p<0,001) und Leberlipidgehalt (6,6±6,8% vs. 4,0±5,0%, p=0,008) mit Trend zu höherer Prävalenz der MASLD (41% vs. 24%, p=0,056). Während des MMTT wiesen Personen mit T2D im Vergleich zu NGT eine höhere Freisetzung von Glukose (iAUC0–180min: 4.969±3.145 vs. 1.309±1.063 mg/dl*min, p<0,001), aber eine niedrigere Freisetzung von GLP-1 sowie GIP (iAUC0–180min: 837±539 vs. 1.084±561 pmol/L*min sowie 8.736±4729 vs. 10.729±4.098 pmol/L*min, jeweils p=0,027) auf. Im Gegensatz dazu, war das Vorliegen von MASLD nach Berücksichtigung von Unterschieden in Alter, Geschlecht, BMI und T2D-Diagnose mit einer 39% bzw. 26% höheren GLP-1- (β=371, 95% KI [134, 608], p=0,002) und GIP-Freisetzung (β=2.496, 95% KI [518, 4.475], p=0,014) verbunden.
Schlussfolgerung: Bei Menschen mit kürzlich diagnostiziertem T2D ist die postprandiale Inkretin-Sekretion verringert. Überraschenderweise ist das Vorliegen einer MASLD unabhängig vom Vorhandensein eines T2D allerdings mit einer erhöhten Inkretin-Sekretion assoziiert.
Publication History
Article published online:
28 May 2025
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