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DOI: 10.1055/s-0045-1804704
Geschlechtsspezifische Risikofaktoren im prolongierten Weaning
Hintergrund: In der Intensivmedizin hat die Bedeutung des Geschlechts als medizinischer Einflussfaktor in den letzten Jahren zunehmend Beachtung gefunden. Ziel unserer Studie war es, Unterschiede zwischen Frauen und Männern im prolongierten Weaning zu untersuchen.
Methoden: Vorgenommen wurde eine retrospektive Analyse von Patienten*innen, die von 12/08 bis 12/23 im prolongierten Weaning im Weaningzentrum der Thoraxklinik der Universität Heidelberg behandelt wurden. Patient*innen mit neuromuskulären Erkrankungen wurden von den Analysen ausgeschlossen. Die Risikofaktoren für ein Weaningversagen bei Männern und Frauen wurden anhand von schrittweisen Cox-Regressionsanalysen identifiziert.
Ergebnisse: 785 Patienten, davon 313 (39,9%) Frauen, wurden untersucht. 77,9% der Frauen und 75,4% der Männer konnten von der invasiven Beatmung entwöhnt werden. Weder im Vergleich der beiden Gruppen noch in den durchgeführten multivariaten Analysen war das Geschlecht ein Risikofaktor für ein Weaningversagen. Im Rahmen der für beide Geschlechter getrennt durchgeführten Cox- Regressionsanalysen hinsichtlich des Outcomes Weaningversagen unter Berücksichtigung relevanter Kovariaten erwiesen sich bei den Männern das Alter (HR 2,38; p<0,001) und die Dauer der vorbestehenden invasiven Beatmung (HR 1,01; p<0,001) als unabhängige Risikofaktoren. Bei den Frauen hingegen waren die Dauer der vorbestehenden invasiven Beatmung (HR 1,01; p<0,001) sowie das Vorliegen einer Critical-Illness-Polyneuropathie (HR 1,82; p=0,040) und eines Delirs (HR 2,50; p=0,017) relevante Risikofaktoren. Im Gegensatz dazu hatte ein Delir bei Männern einen günstigen Effekt auf den Weaningerfolg (HR 0,38; p=0.020), bei Frauen die nosokomiale Pneumonie (HR 0,42; p=0,032).
Schlussfolgerung: Die Analysen zeigen geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Risikofaktoren für ein Weaningversagen und weisen darauf hin, dass das Geschlecht auch beim Weaning berücksichtigt werden sollte.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. März 2025
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