RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0045-1804700
Sphingosin-1-Phosphat: Biomarker des Schweregrades und des Verlaufs einer ambulant erworbenen Pneumonie
Hintergrund: Die klinischen Verlaufsformen einer ambulant erworbenen Lungenentzündung (CAP) sind hochvariabel und eine frühzeitige individuelle Einschätzung des Schweregrads und des Risikos für einen progredienten Verlauf sind nicht zufriedenstellend geklärt. Die Identifizierung früher Prädiktoren und Mediatoren der Wirtsreaktion ist entscheidend für die Verbesserung von Diagnose und Behandlung. Neue Erkenntnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen Sphingosin-1-phosphat (S1P), einem zirkulierenden Lipidmediator mit einem pleiotropen Wirkungsprofil, und den Behandlungsergebnissen hin.
Ziele: Bewertung des Zusammenhangs zwischen Veränderungen des S1P-Spiegels bei CAP-Patienten und ihrer Morbidität und Mortalität.
Methodik: In unserer prospektiven Studie analysierten wir Sphingolipide in Serumproben einer Kohorte von CAP-Patienten (CAPNETZ, n=168) mit unterschiedlichem Schweregrad (CRB 0 bis 3) bei Krankenhausaufnahme. Die Patientengruppen waren hinsichtlich Alters- und Geschlechtsdistribution vergleichbar. Wir untersuchten eine Korrelation zwischen S1P-Spiegeln, klinischen Parametern und der Klassifizierung des Schweregrads.
Ergebnisse: Wir beobachteten einen Rückgang des S1P-Spiegels, der sowohl mit einem erhöhten Schweregrad (angezeigt durch CRB-65 und Pneumonie-Schweregrad-Index, PSI) bei der Aufnahme als auch mit einem ungünstigen klinischen Verlauf bis hin zum Organversagen einherging. Niedrigere S1P-Werte waren signifikant prädiktiv für einen komplizierten Behandlungsverlauf und erhöhte Kurzzeitmortalität (28 Tage). Die Integration von S1P als zusätzlicher Parameter in Receiver-Operating-Characteristic-Kurven erhöht die Vorhersagegenauigkeit des PSI für die Kurzzeitmortalität signifikant (DeLong-Test, p<0.001).
Schlussfolgerungen: Ein Rückgang des zirkulierenden S1P bei Krankenhausaufnahme korreliert mit einer höheren Morbidität und Mortalität bei CAP-Patienten. Die Einbeziehung des S1P-Spiegels in aktuelle Prognosemodelle wie den Pneumonia Severity Index (PSI) verbessert deren Vorhersagewert, insbesondere hinsichtlich eines ungünstigen Verlaufs. Weitere molekulare Forschung ist erforderlich, um das Potential von S1P als prognostischen Marker für einen komplizierten Verlauf der CAP zu validieren.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. März 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany