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DOI: 10.1055/s-0045-1804698
ARDS bei junger Patientin infolge unerwarteter, seltener Ursache
Einleitung: Die Ursachen eines ARDS sind vielfältig und bei mehr als 50% der Betroffenen entwickelt es sich infolge einer schweren Sepsis oder Pneumonie. In unserer Kasuistik berichten wir über eine unerwartete und seltene Ursache.
Fallvorstellung: Die 45 j. Patientin befand sich 10 Wochen lang mit dem Bild einer schweren beidseitigen Pneumonie in intensivmedizinischer Behandlung in einer auswärtigen Klinik. Trotz ausführlicher Diagnostik blieb die Ursache unklar. Bei schwergradiger Hypoxämie wurde auf die transbronchiale Biopsie verzichtet. Wegen Hinweisen auf einen inhalativen Cocainkonsum bei Drogenabusus in der Anamnese wurde differentialdiagnostisch auch eine „Crack-Lunge“ in Betracht gezogen. Die Entlassung erfolgte in stark reduziertem AZ und bleibender Gasaustauschstörung mit einer Stofftherapie (10 l O2/min). Etwa 2 Monate später wurde sie mit einer schwergradigen Hypoxie (77,6%) und Hyperkapnie (pCO2 97,7 mmHg) auf unsere Intensivstation aufgenommen und umgehend bei dem Bild eines schweren ARDS invasiv beatmet. Im CT-Thorax stellten sich – ähnlich zu den externen Voraufnahmen – bipulmonal progrediente Infiltrate mit zentraler Einschmelzung dar. Außer erhöhten unspezifischen Infektparametern ergab die ausgedehnte serologische und mikrobiologische Diagnostik keine Auffälligkeiten. Wegen refraktärer schwergradiger Hypoxämie wurde die vvECMO initiiert. Bronchoskopisch fiel eine massive Dyskrinie mit zähem, glasigem Sekret auf. Bei weiterer Progression des Krankheitsbildes unter zweiwöchiger ECMO-Therapie und unklarer Genese des ARDS, entschlossen wir uns trotz des hohen periinterventionellen Risikos eine Kryobiospie (Segment 3 u. 10 links) durchzuführen. Die Histologie zeigte ein muzinöses Adenokarzinom mit lepidischem Wachstum als überraschende Ursache des Lungenversagens. Wegen der infausten Prognose folgte die Therapiezieländerung zum palliativen Konzept und die Patientin verstarb wenige Stunden später.
Schlussfolgerung: Besonders bei Nachweis von massiver Dyskrinie mit zähem, glasigem Sekret, bilateralen pulmonalen Infiltraten und fehlender infektiologischer bzw. immunologischer Genese, muss als seltene Ursache des ARDS an ein progressiv verlaufendes muzinöses Adenokarzinom der Lunge gedacht werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. März 2025
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