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DOI: 10.1055/s-0045-1804665
Palliative anatomische Resektionen zur Herstellung der Therapiefähigkeit bei metastasierten Lungenkarzinomen
Einleitung: Bei nekrotisch zerfallenden Tumoren, Empyemen und anderen Formen destruierender Lungenerkrankungen ist eine primäre Systemtherapie mit einer sehr hohen Letalität verbunden und deshalb kontraindiziert. Wir stellten uns die Frage, inwieweit beim metastasierten Lungenkarzinom mit einer palliativen anatomischen Resektion der Zustand der Patienten verbessert und damit die Therapiefähigkeit wiederhergestellt werden kann.
Methoden: In unserem DKG- und DGT-zertifizierten Lungenkrebs-und Thoraxchirurgiezentrum wurden alle Patienten mit anatomischen Resektionen im UICC8-Stadium IV über einen Zeitraum von fünf Jahren (2017 bis 2021) systematisch erfasst. Die Indikationsstellung für eine palliative Resektion erfolgte immer in der interdisziplinären thoraxonkologischen Konferenz nach ausführlicher Beratung, mit wenigen Ausnahmen bei unmittelbaren Notfalloperationen (am gleichen Tag/Nacht aufgrund (per-)akuter vitaler Bedrohung, z.B. bei Lungenblutungen).
Ergebnisse: 57 Patienten (Alter 65±9 Jahre (Spanne 50-82), davon 20 (35%) Stadium IVB) wurden palliativ anatomisch reseziert. Die palliative anatomische Resektion erfolgte bei 25 Patienten (44%) zur Herstellung der Therapiefähigkeit, bei 15 Patienten (26%) zur histologischen Sicherung (bei bestehender Therapiefähigkeit), bei 6 Patienten (11%) nach erfolgreicher neoadjuvanter Therapie und bei 11 Patienten (19%) im Rahmen eines Notfalleingriffs. Bei Notfalloperationen war die 30-Tage-Mortalität mit 64% sehr hoch. Bei den Operationen zur Herstellung der Therapiefähigkeit war die 30-Tage Mortalität hingegen 8% und 16 Patienten (64%) erhielten eine Erstlinientherapie (Systemtherapie±Radiatio). Das mediane Gesamtüberleben dieser 25 Patienten betrug 8,4 Monate (95% CI 0,6-16,2), mit deutlicher Verbesserung bei Systemtherapie auf 17,3 Monate (95% CI 1-36).
Schlussfolgerungen: Bei metastasierten Lungenkarzinomen sind palliative anatomische Resektionen zur Herstellung der Therapiefähigkeit trotz der Schwere der Grunderkrankung und den zusätzlichen pulmonalen Destruktionen gut durchführbar. Durch die Operation im zertifizierten Zentrum wird die Therapiefähigkeit bei ca. 2/3 der Patienten erreicht, wodurch sich deren Prognose deutlich verbessert.
Publication History
Article published online:
18 March 2025
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