Pneumologie 2025; 79(S 01): S57-S58
DOI: 10.1055/s-0045-1804663
Abstracts
B1 – Pneumologische Onkologie

Fallbericht zur diagnostischen Differenzierung einer aktiven Tuberkulose von einem Tumorprogress bei MET-amplifiziertem NSCLC unter Crizotinib-Therapie.

E Dobrowolski
1   Universitätsklinikum Tübingen; Medizinische Klinik, Innere Medizin Viii.; Medizinische Onkologie und Pneumologie
,
T Groß
2   Universitätsklinikum Tübingen; Medizinische Klinik Viii; Medizinische Onkologie und Pneumologie
,
L Zender
2   Universitätsklinikum Tübingen; Medizinische Klinik Viii; Medizinische Onkologie und Pneumologie
› Author Affiliations
 

Tuberkulose (TB) kann klinisch und bildgebend Tumoren ähneln, was zu Fehldiagnosen und verzögerter Therapie führen kann. Wir berichten über den Fall eines 64-jährigen asiatisch-stämmigen Patienten mit u.a. cerebral metastasiertem NSCLC (Stadium IVB). Der Patient erhielt eine Erstlinientherapie mit Carboplatin/Pemetrexed/Pembrolizumab und bei lymphonodalem Progress eine Zweitlinientherapie mit Crizotinib bei high-level MET-Amplifikation.

Nach Therapiepause von Crizotinib bei Transaminasenanstieg und längerfristigem Vietnamaufenthalt zur Pflege Angehöriger zeigte sich eine Größenzunahme des bekannten Primärtumors sowie umgebende Verdichtungen im rechten Oberlappen. Unter der Annahme einer Progredienz erfolgte eine Drittlinientherapie mit Docetaxel/Nintedanib, worunter eine Befundstabilität erreicht werden konnte. Bei neu aufgetretenem Pleuraerguss und weiter progredientem Primarius im rechten Oberlappen sowie primär reaktivem Pleurapunktat erfolgte eine VATS zur histologischen Sicherung.

Im Rahmen des erstmaligen Granulomnachweises aus der Biospie und zwischenzeitlicher Auslandsanamnese zeigte sich in der angeschlossenen BAL, Koch-Diagnostik und Kultur des Pleurapunktates der Nachweis von Mycobacterium tuberculosis.

Bei offener Tuberkulose schloss sich eine 4-fach Eradikationstherapie mit Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol, gefolgt von einer Erhaltungstherapie an. Trotz paralleler Pausierung der Tumortherapie und fortgesetzter Therapiepause zeigt sich nach 16 Monaten eine stabile Tumorerkrankung.

Dieser Fall verdeutlicht, dass auch bei einem bekannten Tumorleiden und Zunahme einer bekannten Raumforderung mikrobiologische Differentialdiagnosen bedacht werden müssen. Ein präventives Screening auf Tuberkulose auch unter Therapie könnte bei Risikopatienten, z.B. unter immunmodulatorischer Therapie, sinnvoll sein. Wiederholte diagnostische Maßnahmen wie Bildgebung und Biopsien sind entscheidend, um eine Infektion von einer Tumorprogression zu unterscheiden.



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Article published online:
18 March 2025

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