Rofo 2025; 197(S 01): S99-S101
DOI: 10.1055/s-0045-1802919
Abstracts
Case-Report
Muskuloskelettale Radiologie

Seltene Lokalisation – Kartilaginäre Exostose an der ventralen Scapula

L J Ancker
,
F O Henes
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie
,
G Adam
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie
› Institutsangaben
 

Einleitung Die kartilaginäre Exostose, auch als Osteochondrom bezeichnet, stellt den häufigsten benignen Knochentumor dar und manifestiert sich in circa 85% in der Metaphysenregion langer Röhrenknochen [1]. Osteochondrome können solitär oder multipel im Rahmen der Multiplen hereditären Exostosen (MHE) auftreten [2]. In etwa 4% treten Osteochondrome an der Scapula auf [3]. Die Schnittbildgebung ist das wichtigste diagnostische Verfahren zur Erkennung der kartilaginären Exostose.

Anamnese und Befund Ein 63-jähriger Mann stellte sich aufgrund jahrelang rezidivierender, linksseitiger Schulterschmerzen in der Schulterambulanz vor. Zur weiteren Abklärung wurde eine Computertomographie (CT) des linken Schultergelenks durchgeführt, welche eine blumenkohlartig sklerosierte Raumforderung mit gestielter Verbindung zur linken Scapula zeigte. Die histologische Aufarbeitung einer Stanzbiopsie ergab kartilaginäres Gewebe, vereinbar mit einer kartilaginären Exostose. Daraufhin wurde die Indikation für eine Resektion gestellt. Der Eingriff wurde erfolgreich durchgeführt und der Patient wurde beschwerdefrei entlassen ([Abb. 1] [2] [3] [4]).

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Abb. 1  CT des Thorax in axialer Schnittführung. Dabei stellt sich die kartilaginäre Exostose ventralseitig der Scapula blumenkohlartig sklerosiert dar (Pfeil).
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Abb. 2  CT des Thorax in coronarer Schnittführung. Es zeigt sich die gestielte Verbindung der kartilaginären Exostose zur Scapula (Pfeil).
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Abb. 3  Fettsupprimierte T2-gewichtete MRT des Thorax in coronarer Schnittführung. Die Knorpelkappe stellt sich signalintens dar (Pfeilspitzen). Die Ausdehnung der Knorpelkappe wird mit dem grünen Abstandsmesser indiziert und beträgt 0,67 cm.
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Abb. 4  Spin-Echo-Sequenz einer T2-gewichteten MRT des Thorax in coronarer Schnittführung. Der hyaline Anteil der kartilaginären Exostose stellt sich hier hyperintens dar (Pfeil).

Diskussion Schnittbildgebende Verfahren sind bei der Diagnostik von Osteochondromen in ungewöhnlicher Lokalisation wegweisend. Dabei lässt sich typischerweise das Knochenmark und die Spongiosa aus dem Knochen bis in die Exostose ohne Unterbrechung verfolgen. Zudem lässt sich die typische Knorpelkappe gut im MRT darstellen. So zeigten sich die typischen Stigmata eines Osteochondroms in diesem Fall an atypischer Stelle, wodurch die Diagnose gestellt werden konnte. Eine maligne Transformation zu einem Chondrosarkom tritt selten auf und betrifft weniger als 1% der Fälle. Ein wichtiger Hinweis darauf ist eine Knorpelkappendicke von mehr als 2 cm [1]. In diesem Fall lag die Knorpelkappendicke bei 0,7 cm, dennoch verursachte das Osteochondrom erhebliche Schmerzen und funktionelle Einschränkungen, weshalb die Exzision indiziert war.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. März 2025

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