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DOI: 10.1055/s-0045-1802299
E-mental Health als ein Instrument von Public Mental Health – Eine qualitative Studie zur digitalen Unterstützung bei der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen
Einleitung: Public Mental Health (PMH) hat in den letzten Jahren international und insbesondere im Kontext der öffentlichen Gesundheitsversorgung an Bedeutung gewonnen. PMH-Konzepte zielen sowohl auf gesamtgesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene auf „Maßnahmen zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens“ ab (Skuban-Eiseler et al. 2023). Aufgrund gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, der Zunahme psychischer Erkrankungen und der gewachsenen Sensibilisierung für psychische Erkrankungen steigt der Bedarf an psychosozialen Hilfen stetig an, insbesondere seit der COVID-19-Pandemie. Besonders Kinder und Jugendliche leiden seit der Pandemie vermehrt an psychischen Erkrankungen (Holtmann et al. 2023). Hier setzen E-Mental Health Angebote an (Erbert/Baumeister 2021). In Deutschland gibt es derzeit 24 zertifizierte, digitale Gesundheitsanwendungen im Bereich der psychischen Gesundheit, problematisch ist jedoch, dass diese nicht für Kinder und Jugendliche konzipiert sind (BfArM 2024). Ausgehend vom Fehlen (digitaler) Angebote für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen sollen in der vorliegenden Studie Handlungsempfehlungen für digitale Interventionen abgeleitet werden. Dabei werden Potenziale und Herausforderungen von E-Mental Health Angeboten hinsichtlich der Implementierung und Anwendung untersucht und Gestaltungsmöglichkeiten dieser Angebote zur Verbesserung der psychischen Gesundheit der Zielgruppe ermittelt. Schließlich wird betrachtet, ob digitale Angebote Versorgungslücken in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung verringern können. Insgesamt will die Studie die Relevanz von Public Mental Health zeigen und die Notwendigkeit der Förderung psychischer Gesundheit betonen.
Methoden: Die Untersuchung erfolgt im Rahmen einer Masterarbeit an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg unter Begleitung des Instituts für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung. Aufgrund des Erkenntnisinteresses ist diese Forschungsarbeit qualitativ ausgerichtet. Es werden Fokusgruppengespräche mit Stakeholdern der psychiatrischen Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt erfolgen. Potenzielle Teilnehmer:innen sind sowohl Mitarbeitende des ÖGD‘s als auch freiberuflich Mitarbeitende. Alternativ sind leitfadengestützte Expert:inneninterviews vorgesehen. Kinder ab 12 Jahren mit einem geringen Schweregrad psychischer Erkrankungen werden als zusätzliche Studienteilnehmer:innen in Betracht gezogen, jedoch aufgrund der möglichen psychischen Belastungen und einer erschwerten Rekrutierung der Teilnehmenden zunächst ausgeschlossen. Die Auswertung des Datenmaterials erfolgt im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) nach dem Verfahren der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse.
(Erwartbare) Ergebnisse: Die Datenerhebung erfolgt zwischen November 2024 bis Februar 2025. Erwartet werden ein allgemeines Interesse und eine Offenheit sowohl von Mitarbeitenden als auch Betroffenen. Anzunehmen ist, dass insbesondere Kinder ab 12 Jahren mit einem geringen Schweregrad der psychischen Erkrankung für E-Mental Health Angebote geeignet sind, während sie bei starker Krankheitsausprägung und einer Tendenz zur Suizidalität weniger sinnvoll wären. Weiterhin kann angenommen werden, dass PMH in Sachsen-Anhalt, nicht die Aufmerksamkeit erfährt, die ihr aufgrund ihrer Bedeutung zukommen sollte und dass sich relevante Akteure mehr Projekte, Initiativen und Netzwerkarbeit wünschen.
Diskussion: Um dem steigenden Bedarf an psychiatrischer Behandlung bei Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden, ist es entscheidend, die Versorgungsstrukturen anzupassen. Dabei sollen digitale Angebote professionelle Begleitung nicht ersetzen, sondern Therapieoptionen erweitern und verbessern. Bei der Implementierung müssen begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen sowie fehlende digitale Gesundheitskompetenz bei der Zielgruppe als Herausforderungen gemeistert werden. Zudem könnten Schwierigkeiten bei der langfristigen Nutzung und der Aufrechterhaltung ungeleiteter Angebote entstehen. Weiterhin sollte der zeitliche Umfang der Nutzung digitaler Angebote beachtet werden, um mögliche digitale Abhängigkeiten bei dieser Zielgruppe vorzubeugen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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