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DOI: 10.1055/s-0045-1802004
Optimierung der Dateninteroperabilität für eine effizientere epidemiologische Überwachung: Strategien und Praxis am Robert Koch-Institut
Hintergrund: Die effektive Überwachung von übertragbaren sowie nicht-übertragbaren Krankheiten hängt entscheidend von der Qualität und Verfügbarkeit präziser Daten ab. Ein entscheidender Faktor für die Sicherstellung einer guten Datengrundlage ist die Förderung von Interoperabilität, das heißt, dass Daten verschiedener Quellen eindeutig miteinander verknüpft, ausgetauscht sowie einheitlich verstanden werden können [1]. So spielt sie auch in der Digitalisierungsstrategie des Bundesministeriums für Gesundheit für das Handlungsfeld „Generierung und Nutzung qualitativ hochwertiger Daten für eine bessere Versorgung und Forschung“ eine übergeordnete Rolle [2]. Auch am Robert Koch-Institut (RKI) wird daher der Verbesserung der Interoperabilität der Datenerhebungssysteme eine große Bedeutung zugemessen, um den Datenaustausch zwischen Datenhaltern (wie Krankenhäusern, Praxen, Gesundheitsämtern, Laboren) und dem RKI zu erleichtern.
Ein wesentlicher Teil dieser Initiative ist die Harmonisierung der internen Datenmodelle mit den Systemen der Gesundheitsversorger und anderen Forschungsinstituten. Dies soll nicht nur die Erhebung und Verarbeitung von Meldedaten vereinfachen, sondern auch die Nachnutzbarkeit der Daten verbessern, um tiefere Einblicke für die Erkrankungssurveillance zu ermöglichen. Für eine verlässliche und nachhaltige Datengrundlage ist unter anderem die Verwendung von Standards und einheitlichen Spezifikationen entscheidend.
Umsetzung: Zur Förderung der Dateninteroperabilität etabliert das RKI strukturierte Abspracheprozesse, die die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und eine einheitliche Datenstrategie vorantreiben. Ein Governance-Ansatz sorgt dafür, dass Datenmodelle sowie Prozesse der Datenerhebung zwischen Projekten abgestimmt und Spezifikationen so weit wie möglich harmonisiert werden. Die Verwendung standardisierter Kodiersysteme zur Beschreibung der Daten ist dabei ein wichtiger Schritt.
Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, den erforderlichen Kompromiss zwischen fachlicher Flexibilität und der Einhaltung von Standards zu finden. Neben der Bildung von Governance-Strukturen ist daher der Kompetenzaufbau zur Bedeutung von Interoperabilität eine wichtige Säule, die die Akzeptanz und Motivation für die notwendigen Aufwände stärkt. Einzelne Forschungsprojekte sollen dafür von zentralen Unterstützungsangeboten bezüglich Interoperabilität in der Entwicklung ihrer Vorhaben und Umsetzung von Standards profitieren.
Darüber hinaus spielt die enge Zusammenarbeit mit externen Akteuren wie beispielsweise HL7 Deutschland, der mio42 GmbH, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und der Medizininformatik-Initiative eine zentrale Rolle. Diese Akteure treiben die Standardisierung von Gesundheitsdaten voran, sodass eine Stärkung des gemeinsamen Austauschs dem RKI ermöglicht, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren und an ihnen mitzuwirken.
Diskussion: Die gesteigerte Interoperabilität der Datenerhebungssysteme bringt erhebliche Vorteile mit sich, insbesondere eine höhere Effizienz bei der Datenübermittlung und eine verbesserte Verknüpfbarkeit von Datensätzen. Dadurch wird nicht nur die Qualität der Surveillance-Daten erhöht, sondern auch der Aufwand für Datenerheber und -verarbeiter reduziert. Dennoch sind auch Herausforderungen zu bewältigen: Die Balance zwischen den Anforderungen verschiedener Fachbereiche und der Notwendigkeit, einheitliche Standards einzuhalten, erfordert kontinuierliche Abstimmungen und Kompromisse. Der Aufbau einer zentralen Expertise innerhalb des RKI sowie die enge Kooperation mit externen Partnern sind dabei Schlüsselfaktoren. Um die langfristige Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen zu gewährleisten, braucht es eine wirksame und niederschwellige Einbindung in bestehende Prozesse und Strategien sowie eine enge Zusammenarbeit über den gesamten Gesundheitssektor.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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