Gesundheitswesen 2024; 86(S 05): S326-S327
DOI: 10.1055/s-0044-1794338
Abstracts │ ÖGPH

Psychosoziale Angebote und Frühe Hilfen

Authors

  • Tonja Ofner

    1   Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich
  • Sophie Sagerschnig

    1   Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich
  • Fiona Scolik

    1   Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich
 

Hintergrund Im Rahmen der Frühen Hilfen werden spezifische psychosoziale Interventionen (eine psychotherapeutische Kurzzeitintervention in Tirol sowie eine therapeutische Gruppe in Wien) für Mütter bzw. junge Familien angeboten. Ziel dieser Evaluation war es, allgemeine Erkenntnisse über den Bedarf und Nutzen psychosozialer Angebote für die Zielgruppe der Frühen Hilfen sowie vertiefende Informationen zum Nutzen der beiden spezifischen Angebote zu generieren. Die Ergebnisse des Projekts sollen auch breitere Rückschlüsse bzw. Empfehlungen für ein entsprechendes Angebot ermöglichen.

Methode Im Rahmen dieser Evaluation wurde ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt, dies umfasste qualitative (Fokusgruppen, Einzelinterviews, Online-Befragungen, Teilnehmerbeobachtung) und quantitative (Screening-Fragebögen) Instrumente unter Einbeziehung relevanter Stakeholder und Akteure. Die Datenanalyse erfolgte als inhaltsstrukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz für die qualitativen Daten bzw. als deskriptive Analyse für die Screeningbögen.

Ergebnisse An der Evaluierung beteiligten sich 43 Familienbegleiterinnen, neun Behandelnde, 38 Interventionsteilnehmerinnen sowie 88 Mütter, die (ehemalig) von den Frühen Hilfen begleitet wurden. Die Ergebnisse zeigen einen großen Bedarf an spezifischen psychosozialen Angeboten für diese Ziel-gruppe sowie eine hohe Zufriedenheit mit den in Anspruch genommenen psychosozialen Angeboten. Allerdings wiesen alle Befragten auf Barrieren bei der Inanspruchnahme psychosozialer Angebote hin. Die Evaluationsergebnisse sprechen dafür, dass die beiden evaluierten Angebote einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des psychosozialen Wohlbefindens psychisch belasteter junger Mütter leisten. Beide Angebote erreichen ihre Zielgruppe großteils gut, und tragen aufgrund ihrer Ausrichtung, Rahmenbedingungen (u. a. kostenfrei, keine Diagnose einer psychischen Erkrankung für die Teilnahme notwendig) und engen Vernetzung mit der Familienbegleitung dazu bei, Barrieren, die generell bei der Inanspruchnahme psychosozialer Angebote bestehen, zu verringern. Für die Wirksamkeit des Angebots spricht, dass Familien, aber auch Interventionsdurchführende und Familienbegleiterinnen, die zeitgleich mit den Müttern arbeiten, subjektiv eine Reduktion der psychischen Belastungen wahrnehmen und sich zudem objektiv in den Screenings eine Abnahme der Belastungen im Zeitraum der Teilnahme an dem Angebot zeigt.

Schlussfolgerungen Basierend auf den Evaluationsergebnissen wird grundsätzlich der Auf- bzw. Ausbau niedrigschwelliger, kostenloser und bedarfsorientierter Angebote empfohlen. Es braucht zudem mehr Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Sachen psychosoziale Belastungen/Erkrankungen sowie mehr Informationen über Unterstützungsangebote.

Hauptaussage Es besteht ein großer Bedarf an psychosozialer Unterstützung bei Müttern. Die hohe Zufriedenheit mit den evaluierten Diensten deutet darauf hin, dass ein Ausbau solcher Angebote erforderlich ist.



Publication History

Article published online:
05 December 2024

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