Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(10): e248
DOI: 10.1055/s-0044-1791038
Abstracts │ DGGG

Sinusoidales CTG als Zeichen einer fetalen Anämie bei einem fetomaternalen Transfusionssyndrom

K. Unverricht
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
L. van Uden
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
S. Wallwiener
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
M. Riemer
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
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Einleitung: Beim seltenen fetomaternalen Transfusionssyndrom (FMTS) kommt es zu einem relevanten Übertritt fetaler Blutzellen in den mütterlichen Kreislauf während der Schwangerschaft oder unter Geburt. Symptomatisch wird das FMTS durch eine fetale Anämie, welche bis zum intrauterinen Fruchttod führen kann. Im CTG kann sich die fetale Anämie durch ein sinusoidales Frequenzmuster zeigen, bei der Mutter kann es im Rahmen einer Transfusionsreaktion zur Hämolyse kommen. Die Diagnosesicherung erfolgt bei Verdacht durch den postpartalen Nachweis fetaler Erythrozyten im maternalen Blut. Fallspezifisch muss die sofortige Entbindung mit anschließender Erythrozytentransfusion des Neugeborenen bzw. die intrauterine Transfusion zur Überbrückung einer Lungenreifeinduktion diskutiert werden.

Fallbericht: Eine 35-jährige I. Gravida 0. Para stellte sich bei 39 SSW mit abnehmenden Kindsbewegungen und suspektem CTG bei bisher unauffälligem Schwangerschaftsverlauf vor. Im CTG zeigte sich ein sinusoidales Frequenzmuster sowie dopplersonographisch eine fetale Anämie, sodass die eilige Schnittentbindung erfolgte. Es wurde ein blasser, hypotoner Junge (APGAR 4/5/6, pH-Wert 7,15, BE -8,9 mmol/L) geboren. Unmittelbar postnatal erfolgte bei einem neontalen Hb-Wert von 2,4 mmol/L die Transfusion von einem Erythrozytenkonzentrat. Der Kleihauer-Betke-Test bestätigte die Verdachtsdiagnose eines fetomaternalen Transfusionssyndroms mit einem Anteil von 21,70% fetaler Zellen im mütterlichen Blut. Das Neugeborene wurde auf der Neo-ITS weiterbetreut und konnte stabil am 2. Lebenstag mit einem Hb-Wert von 6,7 mmol/L zur Mutter zurückverlegt werden. Die Mutter blieb symptomfrei und konnte am 3. postpartalen Tag entlassen werden.

Diskussion: Aufgrund der hohen Mortalität sollte ein FMTS differenzialdiagnostisch bei abnehmenden Kindsbewegungen, sinusoidalem CTG oder fetaler Anämie bedacht werden. Ein Kleihauer-Bethke-Test kann die Diagnose bestätigen.

Erstpublikation in GebFra Online 2024



Publication History

Article published online:
01 October 2024

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