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DOI: 10.1055/s-0044-1790138
Kurative Resektion eines primär nicht-operablen non-funktionalen neuroendokrines Tumors des Pankreaskopfes im interdisziplinären Ansatz
Einleitung: Neuroendokrine Tumore (NET) des Pankreas zählen mit einer Inzidenz von < 1/100.000 Einwohner zu den seltensten Tumorentitäten dieses Organes. Gemäß den ENETS-Guidelines (Kos-Kudla et al 2023) wird bei einem operativ nicht-kurablen Befund und Somatostatin-Rezeptor Expression die Peptid-Rezeptor-Radio-Therapie empfohlen. Hier präsentieren wir den Fall einer jungen Patientin mit einem primär nicht-resektablen non-funktionalen neuroendokrinen Tumor des Pankreaskopfes. Wir erreichten die technische Resektabilität mittels transarterieller Chemoembolisation (TACE).
Material und Methoden: Bei der 48-jährigen Patientin (BMI 20) erfolgte der histologische Nachweis eines NET des Pankreaskopfes mit 360° encasement der Vasa mes. sup. Dieser ist positiv für Chromogranin A, Synaptophysin sowie Somatostatin Rezeptoren, der Ki 67-Index beträgt 10%. Die Hormonaktivität und ein MEN1-Syndrom waren negativ. Eine auswärts vorgenommene kurativ intendierte Chemotherapie (Streptozocin, 5-FU) wurde abgebrochen und auf Octreotid-LAR umgestellt. Die hausinterne interdisziplinärer Fallbesprechung beschied einen individualisierten kurativ intendierten Therapieansatz mit einer zweimaligen TACE des Primarius. Es erfolgte im Abstand von 6 Wochen die Applikation von je 50 mg Doxorubicin und 100 mg Cisplatin über beladene Polyvinylalkohol Mikrosphären (100-300 µm) der Fa. Bead Block Boston Scientific Medizintechnik GmbH Düsseldorf. Nach 6 Wochen erfolgte eine Pankreaskopfresektion mit distaler Magenresektion nach Traverso-Longmire mit Pfortaderrekonstruktion und simultaner Resektion des C. transversums.
Ergebnis: Die TACE konnte den 76 mm großen Tumor im Pankreaskopf über das Stadium einer liquiden Nekrose verkleinern. Die konventionell ausgeführte Operation verlief komplikationslos. Eine Galleleckage oder Pankreasfistel traten nicht auf. Histologisch wurde die Diagnose des NET bestätigt: pT3 pN1 (1/37) L1 V1 Pn0 G2 R1. Die Entlassung erfolgte am 14. postop Tag. In der Tumornachsorge u. a. mittels Ga68-DOTATOC-PET-CT konnten erst zwei Jahre später zwei kleine Leberherde identifizieren, welche nach TACE in atypischer Technik in sano reseziert wurden.
Schlussfolgerung: Die Resektion eines NET ist auch bei technisch inoperablem Befund möglich, indem neben der antineoplastischen Therapie auch das Potential der TACE ausgeschöpft wird. Dies erfordert ein hohes Maß an Interdisziplinarität, um das optimale Ergebnis der Kuration zur erreichen.
Publication History
Article published online:
26 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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