Z Gastroenterol 2024; 62(09): e667-e668
DOI: 10.1055/s-0044-1789802
Abstracts │ DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Neue klinische Aspekte bei MASLD Donnerstag, 03. Oktober 2024, 11:20 – 12:48, Seminarraum 6+7

Unterschiede im klinischen Verlauf von PatientInnen mit MASLD-, MetALD- und ALD-assoziierter dekompensierter Leberzirrhose

L. Buttler
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
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A. Tiede
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
2   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Hannover/Braunschweig, Hannover, Deutschland
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M. Griemsmann
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
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H. Schneider
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
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J. B. Mauz
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
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H. Wedemeyer
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
2   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Hannover/Braunschweig, Hannover, Deutschland
3   Exzellenzcluster RESIST, Exzellenzinitiative, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
4   Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM), Eine gemeinsame Initiative von Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und Medizinischer Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
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M. Cornberg
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
2   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Hannover/Braunschweig, Hannover, Deutschland
4   Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM), Eine gemeinsame Initiative von Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und Medizinischer Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
5   TWINCORE, Eine gemeinsame Initiative von Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und Medizinischer Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
,
T. L. Tergast
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
,
K. L. Hupa-Breier
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
,
B. Maasoumy
1   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover, Deutschland
2   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Hannover/Braunschweig, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung: Kürzlich wurde die Nomenklatur steatotischer Lebererkrankungen (SLD) novelliert. Neben metabolischen- (MASLD) und Alkohol-assoziierten Lebererkrankungen wird nun zusätzlich die metabolisch- und Alkohol-induzierte steatotische Lebererkrankung (MetALD) definiert. Der Einfluss dieser Ätiologien auf den klinischen Phänotyp von Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose (dLZ) ist allerdings noch ungeklärt.

Ziele: Ziel unserer Studie war es, das Risiko für relevante Zirrhose-assoziierte Komplikationen in den neuen SLD-Gruppen zu analysieren.

Methodik: Betrachtet wurden 416 konsekutive Patienten mit nichtalkoholischer Steatohepatitis- (NASH) oder Alkohol-induzierter dLZ und Parazentese zwischen 2011 und 2023. Die Neueinteilung der Ätiologien erfolgte nach der kürzlich publizierten SLD-Terminologie. Primärer Endpunkt war das Überleben, sekundäre Endpunkte die Inzidenz von Infektionen, hepatischer Enzephalopathie (HE), portal-hypertensiven Blutungen und Rehospitalisierung in einem einjährigen Beobachtungszeitraum.

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Abb. 1  Studienkohorte.

Ergebnis: 52 der untersuchten Patienten wurden vormals mit einer NASH- und 338 mit einer Alkohol-assoziierten dLZ diagnostiziert, in 26 Fällen war das Überwiegen einer metabolischen bzw. ethyltoxischen Leberschädigung ungeklärt. Nach der neuen Nomenklatur erfüllten 55 (13,2%) Patienten die Kriterien für MASLD, 67 (16,1%) für MetALD und 294 (70,7%) für ALD. Der Anteil männlicher Patienten war 64% in der MASLD-, 70% in der MetALD- und 74% in der ALD-Gruppe (p=0,29). Patienten mit MASLD und MetALD waren im Median 59 Jahre alt, Patienten mit ALD 56 Jahre (p<0,001). Der MELD-Score betrug 18 in der MASLD- und 17 in der MetALD- und ALD-Gruppe (p=0,92). Im Hinblick auf das Überleben und die Inzidenz von HE und portal-hypertensiven Blutungen wurden keine Unterschiede zwischen den Gruppen detektiert. Bemerkenswerterweise zeigten ALD- im Vergleich zu MASLD-Patienten jedoch ein geringeres Risiko für Infektionen (HR=0,55; p<0,001). Auch im multivariablen Modell, adjustiert nach MELD, Serum-Cholinesterase und Diabetes, blieb dieser Unterschied statistisch signifikant (HR=0,59; p=0,02). Passend hierzu war die Inzidenz von Infektionen in der neuen MetALD-Gruppe numerisch geringer als die der MASLD-, aber höher als die der ALD-Patienten.

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Abb. 2  Inzidenzen bakterieller Infektionen während des einjährigen Beobachtungszeitraums

Schlussfolgerung: Das Infektionsrisiko scheint bei SLD-Patienten mit metabolischer Leberschädigung erhöht zu sein. Weitere Studien sind erforderlich, um mögliche Ätiologie-spezifische prophylaktische Maßnahmen zu evaluieren.



Publication History

Article published online:
26 September 2024

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