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DOI: 10.1055/s-0044-1789656
Mensch-Maschine-Interaktion: Einfluss künstlicher Intelligenz auf das diagnostische Vertrauen von Endoskopikern bei der Beurteilung des Barrett-Ösophagus
Einleitung: Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine kann die Effektivität künstlicher Intelligenz (KI) erheblich beeinflussen. Studien deuten darauf hin, dass Endoskopiker mithilfe der KI zwar erhebliche Verbesserungen bei der Beurteilung des Barrett-Ösophagus (BÖ) zeigen, ihre Leistung jedoch nicht das Niveau der KI alleine erreicht. Ein kritischer Aspekt der Interaktion ist die Auswirkung der KI auf die diagnostische Sicherheit der Untersucher, welche indirekt mit dem Vertrauen und der Akzeptanz von KI in Verbindung gebracht werden kann.




Ziele: Das Ziel der Studie war es, den Einfluss von KI auf die diagnostische Sicherheit (Konfidenzniveau) von Endoskopikern anhand von BÖ-Videos zu untersuchen und mögliche Korrelationen mit der Untersuchungsqualität zu erforschen.
Methodik: 22 Endoskopiker aus zwölf Zentren mit unterschiedlicher Barrett-Erfahrung untersuchten 96 standardisierte Endoskopievideos. Die Untersucher wurden in Experten und Nicht-Experten eingeteilt und nach dem Zufallsprinzip für die Bewertung der Videos mit oder ohne KI eingeteilt. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Arm A bewertete zunächst Videos ohne KI und dann mit KI, während Arm B die umgekehrte Reihenfolge einhielt. Die Untersucher hatten die Aufgabe, BÖ-assoziierte Neoplasien zu erkennen und ihr Konfidenzniveau sowohl mit als auch ohne KI auf einer Skala von 0 bis 9 anzugeben.


Ergebnis: In Arm A erhöhte der Einsatz von KI das Konfidenzniveau bei beiden signifikant (p<0.001). Bemerkenswert ist, dass jedoch nur Nicht-Experten durch die KI eine signifikante Verbesserung der Sensitivität und Spezifität (p<0.001 bzw. p<0.05) erfuhren. Während Experten ohne KI im Vergleich zu Nicht-Experten mit KI ein höheres Konfidenzniveau aufwiesen, gab es keinen signifikanten Unterschied in der Genauigkeit. In Arm B zeigten beide Gruppen eine signifikante Abnahme des Konfidenzniveaus (p<0.001) bei gleichbleibender Genauigkeit. Darüber hinaus wurden in 9% der Entscheidungen trotz korrekter KI eine falsche Wahl getroffen.
Schlussfolgerung: Der Einsatz künstlicher Intelligenz steigerte das Konfidenzniveau sowohl bei Experten als auch bei Nicht-Experten signifikant – ein Effekt, der im Studienmodell reversibel war. Darüber hinaus wiesen Experten mit oder ohne KI durchweg höhere Konfidenzniveaus auf als Nicht-Experten mit KI, trotz vergleichbarer Ergebnisse. Zudem konnte beobachtet werden, dass die Untersucher in 9% der Fälle die KI zuungunsten des Patienten ignorierten.
präsentiert in der Sitzung: Barrett-Ösophagus: Diagnostik und Management
Freitag, 04. Oktober 2024, 17:00 – 18:30, Saal Theodor Billroth
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
26. September 2024
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