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DOI: 10.1055/s-0044-1788137
Die Mindestmengenvorgabe in der operativen Lungenkrebstherapie aus Patientenperspektive
Hintergrund Infolge eines vom Gesetzgeber veranlassten Beschlusses gilt seit Jahresbeginn eine Mindestmengenvorgabe für die operative Lungenkrebsbehandlung. Dies hat zu einer Veränderung in der Versorgungsstruktur geführt, sodass manche Patienten nun wohnortferner, in einem nicht vertrauten Umfeld operiert werden [1].
Material und Methode Patientenbefragung mittels standardisiertem Fragebogen, deskriptive Ergebnisauswertung.
Ergebnis In einem Klinikum werden als Konsequenz der Mindestmengenvorgabe keine anatomischen Lungenresektionen mehr durchgeführt. Diese Eingriffe erfolgten seither an einem zertifiziertem Lungenkrebszentrum. Die ersten von dieser Änderung betroffenen Patienten (bis Abstract-Einreichung n=5) fühlten sich zu 40% ausreichend im Vorfeld darüber aufgeklärt, weshalb ihre Operation nicht wohnortnahe durchgeführt werden konnte. 80% der Befragten hatte zuvor noch nicht von der neuen Regelung gehört. Der Umstand, an einem zertifizierten Zentrum operiert zu werden, jedoch mit einem längeren Anfahrtsweg konfrontiert zu sein rief bei den Betroffenen Beruhigung (100%) und Verständnis (40%), jedoch auch Verärgerung (40%), Enttäuschung und Verunsicherung (je 20%) hervor. Der durchschnittliche Anfahrtsweg an das Lungenkrebszentrum betrug 132km (ø 1,9 Stunden). Mit der Kontaktaufnahme und Terminvergabe (1: sehr unzufrieden/10: sehr zufrieden, ø 9,4), der Aufklärung über den Eingriff (ø 10), dem Aufenthalt insgesamt (ø 9), der ärztlichen und pflegerischen Behandlung (ø 10) sowie den Räumlichkeiten und der Verpflegung (ø 9,2) zeigten sich alle Patienten zufrieden. Der längere Rücktransport wurde von der Mehrheit (80%) als nicht belastend empfunden. Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den primär behandelnden Ärzten heimatnahe und dem Lungenkrebszentrum wurden als gut bewertet; alle würden das Lungenkrebszentrum zur Therapie weiterempfehlen.
Schlussfolgerung Die Rückmeldungen der ersten von der geänderten Vorgabe betroffenen Patienten gestaltete sich positiv. Die empfundene Sicherheit und wahrgenommene Qualität der Behandlung an einem Kompetenzzentrum kompensierten die vorhandene Verunsicherung hinsichtlich des fremden Umfeldes und die Enttäuschung über verbundene Unannehmlichkeiten. Wenngleich diese ersten gewonnenen Erkenntnisse durch eine fortlaufende Befragung bestätigt werden müssen, scheint das Konzept der Zentrierung komplexer Eingriffe auch in überregionale Zentren von den Betroffenen mitgetragen zu werden.
Publication History
Article published online:
13 August 2024
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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Osterloh F.. Neue Mindestmengen: Weitreichende Auswirkungen, Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) und Kassenärztliche Bundesvereinig, Deutsches Ärzteblatt, 10117 Berlin