Zentralbl Chir 2024; 149(S 01): S99-S100
DOI: 10.1055/s-0044-1788120
Abstracts
Interdisziplinäre Versorgung

Effektivität des Infiltralong Wundinfiltrationskatheters zur Schmerzbehandlung nach Thorakotomien

L-L Schwarze
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Magdeburg, Deutschland
,
T Schilling
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Magdeburg, Deutschland
,
N Kandler
2   Lungenklinik Lostau gGmbH, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Lostau, Deutschland
,
A Popov
3   Lungenklinik Lostau gGmbH, Klinik für Thoraxchirurgie, Lostau, Deutschland
,
T Walles
3   Lungenklinik Lostau gGmbH, Klinik für Thoraxchirurgie, Lostau, Deutschland
4   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Magdeburg, Deutschland
,
B Fakundiny
4   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Magdeburg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund Das chirurgische Trauma bei der Thorakotomie ist erheblich und hat ein hohes Schmerzpotential. Eine optimale Schmerztherapie ist deshalb für eine schnelle Rekonvaleszenz von Bedeutung. Im Jahr 2022 wurde an unserer Klinik ein katheterbasiertes Wundinfiltrationssystem eingeführt. Wir vergleichen die Effektivität dieser Behandlung mit der thorakalen Periduralanästhesie.

Material und Methode Monozentrische Kohortenanalyse von konsekutiven Patienten, die zwischen 05/2022 und 04/2023 eine Thorakotomie erhielten. Patienten mit septischen Erkrankungen, Brustwandresektionen und unvollständigen Daten wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Zur Schmerztherapie wurden präoperativ ein Periduralkatheter (PDK) oder während des Thoraxverschlusses ein Wundinfiltrationskatheter (Infiltralong, Pajunk) platziert und kontinuierlich Ropivacain 0,2%, über den PDK zusätzlich Sufentanil, verabreicht. Die Patienten erhielten weitere Analgetika nach Bedarf. Die Schmerzintensität wurde mittels der verbalen Ratingskala (VRS) bei ITS-Aufnahme und Entlassung (t1, t5) sowie einmal pro Schicht erfasst (t2, t3, t4). Der Opioid- und NSAR-Verbrauch, postoperative Komplikationen sowie andauernde Schmerzen 7 Wochen nach Entlassung wurden dokumentiert.

Ergebnis Datensätze von 81 Patienten (28w, 53m) wurden analysiert. Von diesen erhielten 41 Patienten einen PDK und 40 das Pajunksystem. Es waren keine Unterschiede zwischen den Gruppen bezüglich biometrischer und operativer Variablen nachweisbar. In der Pajunk-Gruppe erfolgte in 16 Fällen die Konversion von einer VATS in eine offene Thorakotomie. Die Katheterliegedauer betrug 92±27h (PDK) und 83±59h (Pajunk). Die Ropivacaindosis betrug 1067±468mg (PDK) bzw. 878±182mg (Pajunk, p=0,02). Postoperativ (t1) betrug der mittlere VRS in der gesamten Kohorte 3,3; ohne Unterschiede zwischen den Gruppen (p=0,913). Zum Zeitpunkt t3 waren die VRS in der Pajunk-Gruppe niedriger, (PDK: 3,8±1,9, Pajunk: 2,9±1,4, p=0,049), wobei diese Patienten mehr NSAR erhielten. Postoperative Daten (ITS-Dauer, Krankenhausaufenthalt, Komplikationen) waren in beiden Gruppen gleich. Nach 7 Wochen berichteten 41 Patienten (50%) über persistierende Schmerzen (medianer VRS=3), 37 Patienten (46%) erhielten NSAR und fünf Patienten zusätzlich ein Opioid, ohne Unterschiede zwischen den Gruppen.

Schlussfolgerung Die kathetergestützte Wundinfiltrationsanalgesie bewirkt eine adäquate Schmerzausschaltung nach Thorakotomien. Hinsichtlich ihrer Effektivität ist diese Therapie dem thorakalen PDK nicht unterlegen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. August 2024

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