Gesundheitswesen 2024; 86(S 02): S149
DOI: 10.1055/s-0044-1781980
Abstracts | BVÖGD, BZÖG, DGÖG
26.04.2024
Krisenmanagement – Block 3 Preparedness II und Stabsarbeit 15:15 – 16:45 | Saal X.8

Wie nützlich waren die COVID-19-Feldeinsätze des RKI für amtshilfeersuchende Behörden: Ergebnisse einer ÖGD Befragung

M. Martin Sanchez
1   Robert Koch-Institut, Berlin
2   ECDC Fellowship Programme, Field Epidemiology path (EPIET), European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), Stockholm, Sweden
,
A. Loenenbach
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
K. Kajikhina
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
C. Siffczyk
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
N. Zeitlmann
1   Robert Koch-Institut, Berlin
› Institutsangaben
 

Hintergrund: Gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) kann das Robert Koch-Institut (RKI) auf Amtshilfeersuchen (AHE) den ÖGD bei Ausbruchsuntersuchungen unterstützen. Im Rahmen der COVID-19-Pandemie unterstützten RKI-Feldteams Gesundheitsämter (GÄ) und Landesbehörden (LB) bei ca. 50 Ausbruchsuntersuchungen (2020 – 2021). Um strukturiertes Feedback hinsichtlich Rechtzeitigkeit und Nutzen der RKI-Feldeinsätze aus dem ÖGD zu erhalten, führte das RKI im Frühjahr 2023 eine Befragung durch.

Methoden: Vom 09.03.2023-12.05.2023 stellte das RKI allen GÄ und LB einen Link zu einer Online-Befragung zur Verfügung. Der Fragebogen erhob Angaben zur antwortenden Behörde (Größe, Erfahrungen), gestellten AHE für RKI-Feldeinsätze während COVID-19 und Informationen zu den Einsätzen (Zeit, Setting). Außerdem sollten Behörden hinsichtlich des Einsatz-Nutzens angeben, ob sie mit den Einsätzen des RKI zufrieden waren und diese als rechtzeitig empfanden, die erwarteten Ergebnisse rechtzeitig geliefert wurden und welche Auswirkungen die Einsätze für die Behörden hatten. Darüber hinaus wurden Hindernisse z.B. bei der Stellung von AHE abgefragt. Die Auswertung erfolgte mit ,,R‘‘.

Ergebnisse: Insgesamt lagen Antworten von 153 Behörden (142 GÄ und 11 LB) vor; 21 (14%) davon stellten während der Pandemie mindestens ein AHE für ein RKI-Feldteam . Als Gründe für das Nichtstellen eines AHE gaben Behörden neben ,,keinem Bedarf‘‘ (n=56; 51%), am häufigsten an, weder Erfahrungen mit (n=29; 26%) noch Kenntnis zu Prozessen von AHE (n=27, 24%) zu haben.

Die 22 RKI-Feldeinsätze, zu welchen Feedback vorlag, fanden zwischen Februar 2020 und September 2021 statt; im Mittel wurden 12 GÄ und 3 LB für 4 Tage (IQR: 2,5-6,5) unterstützt; am häufigsten im Setting Alten-/Pflegeheim (n=12). Anlass zur Unterstützungsanfrage gaben laut Behörden fehlende fachliche Expertise (n=18) und personelle Ressourcen (n=13) sowie politischer/öffentlicher Druck (n=12). Für 15 Einsätze wurde angegeben, dass eine Vorbesprechung mit dem RKI stattfand, welche für 12 Einsätze in konkreten Ergebniserwartungen resultierten.

Bei 20 der 22 Einsätze waren die unterstützten Behörden mit dem RKI-Feldeinsatz zufrieden und für 19 Einsätze waren Rechtzeitigkeit und Dauer angemessen. Elf der 12 Einsätze mit Ergebniserwartung führten zu pünktlichen Ergebnissen. Positive Auswirkungen der RKI-Einsätze waren die ,,Beantwortung epidemiologischer Fragestellungen/Erkenntnisgewinn‘‘ (n=18), „Wissensvermittlung‘‘ (n=16), die ,,Verbesserung von Arbeitsabläufen‘‘ (n=15) und die ,,Verringerung des politischen/öffentlichen Drucks‘‘ (n=15).

Schlussfolgerungen: Die überwiegende Mehrheit der Behörden war mit den COVD-19-Feldeinsätzen des RKI generell, ihrer Rechtzeitigkeit und den Ergebnissen zufrieden. Eine Vorbesprechung fand nicht immer statt, was bei der Entwicklung potentieller Leitfäden für RKI-Feldeinsätze berücksichtigt werden sollte, um Gelegenheit zur Abstimmung von erwarteten Ergebnissen zu geben. Bezüglich der Prozesse von AHE besteht im ÖGD Informationsbedarf. Das RKI ist angehalten, diese Lücke durch Schulungen bzw. Bereitstellung von Informationsmaterialen zu schließen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. April 2024

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