Gesundheitswesen 2024; 86(S 02): S94-S95
DOI: 10.1055/s-0044-1781845
Abstracts | BVÖGD, BZÖG, DGÖG
26.04.2024
Infektionsschutz – Postersitzung 08:00 – 10:00 | Saal X.3

RSV im Wandel – saisonale Auswertungen in Leipzig von 2018/19 bis 2022/23

C. Püschmann
1   Gesundheitsamt Leipzig, Leipzig
,
A. Sommer
1   Gesundheitsamt Leipzig, Leipzig
,
K. Nerkelun
1   Gesundheitsamt Leipzig, Leipzig
,
A. Kühn
1   Gesundheitsamt Leipzig, Leipzig
,
I. Möller
1   Gesundheitsamt Leipzig, Leipzig
,
C. Anders
1   Gesundheitsamt Leipzig, Leipzig
,
B. Pantenburg
1   Gesundheitsamt Leipzig, Leipzig
› Institutsangaben
 

Einleitung: Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) gilt als weltweit verbreiteter Atemwegserreger, welcher insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern schwere Krankheitsverläufe verursachen kann. Die epidemiologische Datenlage bezüglich RSV-Infektionen in Deutschland weist Lücken auf, da bis zum Sommer 2023 lediglich in Sachsen der Nachweis mit RSV, wenn dieser auf akute Krankheit hinweist, an das zuständige Gesundheitsamt meldepflichtig war.

Fragestellung: Gibt es für die betrachteten Zeiträume Verschiebungen hinsichtlich Saisonbeginn, -ausprägung und -ende? Zeigen sich während und nach den Corona-Schutzmaßnahmen Veränderungen in den RSV-Fallzahlen und der Altersstruktur der Betroffenen im Vergleich zur präpandemischen Phase?

Methodik: Datenbasis bilden alle im Zeitraum von 24. KW 2018 bis 23. KW 2023 an das Gesundheitsamt Leipzig gemeldeten RSV-Fälle. Diese wurden aus OctoWare®​TN in MS Excel 2016 exportiert, anonymisiert und deskriptiv ausgewertet. Untersucht wurden saisonale Verläufe der gemeldeten RSV-Fallzahlen sowie die saisonweise Altersverteilung zum Erkrankungszeitpunkt.

Ergebnisse: Bei der Auswertung der Daten konnte ein vollständiges Ausbleiben einer „RSV-Welle“ in der Saison 2020/21 festgestellt werden. Zudem fiel 2021/22 eine deutlich vorverlagerte Erkrankungssaison auf. In der Saison 2022/23 zeigte sich eine deutliche Zunahme der Fallzahlen (N=1403) im Vergleich zu den Erhebungszeiträumen der Vorjahre.

Signifikante Unterschiede ließen sich in der Altersstruktur der gemeldeten Fälle eruieren, wobei 2022/23 ein höheres Durchschnittsalter (26,2 Jahre) und ein deutlicher Zuwachs in der Altersgruppe über 60 Jahren auffielen (ca. 20%≥60 Jahre).

Schlussfolgerung und Ausblick: Ein Zusammenhang zwischen den Kontaktbeschränkungen im Rahmen der Corona-Schutzmaßnahmen im Jahr 2020 und dem vollständigen Ausfall der RSV-Saison 2020/21 ist anzunehmen. Die zeitliche Verlagerung 2021/22 interpretieren wir als daraus resultierendes „Nachholphänomen“.

Um die Meldedaten besser im Kontext interpretieren zu können und Ableitungen für z.B. Impfempfehlungen oder weitere präventive Maßnahmen zu gestalten, wäre das Zusammenführen der Ergebnisse mit klinischen Daten anzustreben.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. April 2024

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