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DOI: 10.1055/s-0044-1781841
Krankenhaushygiene: Begehungen mit dem Fokus auf Flächen – Erfahrungen und kritische Diskussion zur Umsetzung durch die einzelnen Berufsgruppen
Hintergrund: 2022 veröffentlichte die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) eine Aktualisierung ihrer Empfehlung zu den „Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen“. Vor diesem Hintergrund wurden 2023 in Frankfurt am Main die jährlichen Begehungen der Krankenhäuser mit dem Schwerpunkt Flächenhygiene durchgeführt. Beleuchtet werden soll (1) die Qualität bei der praktischen Umsetzung von Vorgaben aus Reinigungs- und Desinfektionsplänen im Arbeitsalltag und (2) etwaige Unterschiede bei den drei Anwendergruppen: pflegerisches und ärztliches sowie Reinigungspersonal.
Methodik: Alle Kliniken im Frankfurter Raum (n=14) wurden innerhalb eines Jahres begangen. Vorab erfolgte eine Erhebung der Strukturqualität in Bezug auf Flächenhygiene mittels Fragebogen, welcher durch das Gesundheitsamt Frankfurt am Main eigens für diesen Modus der Begehungen erstellt und durch Mitarbeitende der Hygienefachabteilungen teilweise in Zusammenarbeit mit den Reinigungsdienstleistern ausgefüllt wurde. Durch die Kliniken vorzuhaltende Unterlagen (darunter Reinigungs- und Desinfektionspläne sowie Leistungsverzeichnisse, Verfahrensanweisungen, Schulungsnachweise etc.) wurden im Vorfeld der Begehungen überprüft.
Im Rahmen der Begehungen fanden Befragungen der o. g. Berufsgruppen in Bezug auf anzuwendende Verfahren und Konzentration-Zeit-Relationen sowie Beobachtungen zur Beurteilung der Prozessqualität in den Häusern statt. Weiterhin konnte die Ergebnisqualität der Flächenhygienemaßnahmen durch Sichtprüfung von aufbereiteten Oberflächen und Medizinprodukten (Perfusoren, Toilettenstühle, Ultraschallgeräte, Arbeitsflächen für aseptische Tätigkeiten etc.) beurteilt werden.
Ergebnisse: Insgesamt zeugte die Prozessqualität der Unterhaltsreinigungen von Patient:innenzimmern incl. –bädern durch den Reinigungsdienst von guter Fachkompetenz. Die Befragungen des Per-sonals hinsichtlich der Auswahl einzusetzender Wirkstoffe und deren Konzentration-Zeit-Relationen ließen – trotz Sprachbarriere – auf einen ausreichend guten Wissensstand schließen.
In die Zuständigkeit des pflegerischen Personals fallende Medizinprodukte (hier beispielhaft aufgeführt: Toilettenstühle), welche als bereits aufbereitet gelagert wurden, fielen bei Sichtprüfungen mehrheitlich mit mäßigen bis starken Restanschmutzungen auf. Befragungen in Bezug auf die Anwendung des zweistufigen Verfahrens zur Entfernung sichtbarer Kontaminationen mit organischem Material wurden überwiegend falsch wiedergegeben.
Ärztliches Personal schien hinsichtlich des Vorgangs der gezielten Flächendesinfektion vor aseptischen Tätigkeiten zwar in der Theorie gut informiert zu sein; welche Einwirkzeit eingehalten werden muss, war jedoch in nur wenigen Fällen bekannt. Prozessbeobachtungen der Aufbereitung von Ultraschallgeräten zeigten wiederholt, dass die Schallkopfhalterungen der Geräte meist nicht in die Aufbereitung einbezogen werden. Auch hier konnte bei Sichtprüfungen eine im Median eher mäßige Ergebnisqualität festgestellt werden.
Diskussion: Die Ergebnisse aus den Begehungen des Gesundheitsamts Frankfurt am Main zeigen, dass als Fehlerquellen insbesondere Zeitmangel und ungenügende Personalschulung kritisch diskutiert werden können.
Das Reinigungspersonal hat in der Regel ausschließlich die Aufgabe der desinfizierenden Flächenreinigung der Räumlichkeiten einer Station zu erfüllen und hierzu nach Schilderungen mehrheitlich ausreichend Zeit. Hier scheint jedoch die häufig bestehende Sprachbarriere die Schulung und Fortbildung des Personals zu erschweren. In der Berufsgruppe Pflege und Ärzt:innen ist die Flächenhygiene nur eine von sehr vielen Aufgaben der stationären Patient:innenversorgung. Zeitknappheit – insbesondere vor dem Hintergrund des Personalmangels – muss kritisch diskutiert werden. Eine Entlastung könnte durch hauswirtschaftlich ausgebildete „Stationsassistenzen“ erreicht werden.
Fortlaufende, praktische Schulungen – bestenfalls in der Muttersprache – durch Vorarbeiter:innen oder Objektleitungen der Reinigungsdienstleister in Zusammenarbeit mit den Hygienefachkräften der Krankenhäuser sind unerlässlich. Hierzu müssen Hygienefachabteilungen personell angemessen aufgestellt sein; auch um die Aus- und regelmäßige Fortbildung mehrerer Multiplikatoren (Hygienebeauftragte) pro Station gewährleisten zu können, damit diese als Vorbilder agieren und in Alltagssituationen praxisnah anleiten können.
Publication History
Article published online:
10 April 2024
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