Pneumologie 2024; 78(S 01): S36
DOI: 10.1055/s-0044-1778809
Abstracts
Infektiologie- und Tuberkulose

23-jährige Patientin mit Halsschmerzen und septischen Embolien der Lunge – ein Fallbericht

J Bewersdorff
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen; Justus-Liebig-Universität Gießen; Medizinische Klinik II
,
K Lo
2   Exzellenz-Cluster Cardio-Pulmonary Institut (Cpi); Justus-Liebig-Universität Gießen; Medizinische Klinik II
,
N Sommer
3   Medizinische Klinik II, Exzellenz-Cluster Cardio-Pulmonary Institute (Cpi), Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (Dzl), Justus-Liebig-Universität Gießen
,
Z Rako
4   Uniklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen; Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Gießen; Med Klinik II, Pneumologie und Intensivmedizin
,
S Ababay
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen; Justus-Liebig-Universität Gießen; Medizinische Klinik II
,
W Seeger
5   Universitätsklinikum Gießen; Zentrum für Innere Medizin; Medizinische Klinik II
,
I Vadász
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen; Justus-Liebig-Universität Gießen; Medizinische Klinik II
,
K Tello
6   Universtitätklinik Gießen, Pneumologie; Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Gießen
,
M Hecker
7   Justus-Liebig Universität Gießen; Medizinische Klinik II
› Institutsangaben
 

Die 23-jährige Patientin stellte sich mit Flanken- und atemabhängigen Schmerzen vor, nachdem sie bereits seit 3 Wochen an einer fieberhaften Angina tonsillaris litt.

Bei stark erhöhten Entzündungsparametern erfolgte ein Stamm-CT zur Fokussuche, dabei zeigten sich entzündliche Veränderungen der rechten Tonsille mit einem sich kontinuierlich zur V. jugularis interna ausbreitenden Verhalt sowie eine septische Thrombose der V. jugularis interna. Weiterhin präsentierten sich septische Embolien mit Einschmelzungen und Kavernenbildung in beiden Lungen, sodass ein Lemierre Syndrom diagnostiziert wurde.

Es erfolgte die operative Tonsillektomie mit Abszessspaltung. Dabei wurden im intraoperativen Abstrich Streptococcus parasanguinis, Streptococcus salivarius sowie Fusobacterium necrophorum und in den Blutkulturen Staphylococcus epidermidis sowie Streptococcus anginosus nachgewiesen. Es wurde breit antibiotisch und mit Atemtherapie sowie Inhalationen therapiert. Gekammerte Pleuraergüsse wurden je nach Lokalisation sonographisch und CT-gesteuert drainiert. Aufgrund der septischen Thrombose und der Embolien erfolgte eine therapeutische Antikoagulation.

In einer erneuten Computertomographie waren alle Lungensegmente von Konsolidierungen betroffen, es bestand ein interstitielles Ödem, Einschmelzungen und Atelektasen. Unter einer Highflow Sauerstofftherapie war die Oxygenierung ausreichend, sodass eine invasive Beatmung vermieden werden konnte.

In den ambulanten Kontrollen besserte sich die Lungenfunktion bis zu einer FVC von 82%, sowie einer FEV1 von 88% der Norm. Pleurasonographisch waren die pleuritischen Veränderungen komplett rückläufig. Computertomographisch präsentierte sich eine nahezu folgenlose Rückbildung der pulmonalen Veränderungen mit lediglich zwei kleinen zurückbleibenden Pneumatozelen. Thrombembolien waren nicht mehr nachweisbar, sodass die Antikoagulation beendet werden konnte.

Das Lemierre Syndrom ist definiert durch das Vorliegen einer Thrombose Vene im Kopf-Halsbereich und septischer Embolien nach Infektionen im Rachenraum. Einhergehend mit dem restriktiveren Umgang mit Antibiotika kommt es in den letzten Jahren zu vermehrten Fällen. Die Letalität wird heute noch mit ca. 5% angegeben.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. März 2024

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