Pneumologie 2024; 78(S 01): S30
DOI: 10.1055/s-0044-1778790
Abstracts
Infektiologie- und Tuberkulose

„Think TB! Manifestation einer Neuro-Tuberkulose unter Influenza-A-Infektion“ – Interdisziplinäre Fallvorstellung aus unserem Infektio-Board -

M Verheyen
1   St. Marien-Hospital Köln
,
J Schröder
2   St. Marien-Hospital Köln; St. Marien Hospital Köln; Klinik für Innere Medizin, Pneumologie, Infektiologie, Rheumatologie
,
M Balke
3   St. Marien-Hospital Köln; Neurologisches Therapiecentrum Köln (Ntc); Neurologische und Fachübergreifende Frührehabilitation
,
P Pape
1   St. Marien-Hospital Köln
,
A Schlesinger
4   St. Marien Krankenhaus Köln; Lungenklinik am St. Marien-Hospital, Köln; St. Marien – Hospital
› Institutsangaben
 

Einleitung Die ZNS-Manifestation einer Tuberkulose ist insbesondere in Industrienationen eine Rarität. Dabei ist die zeitnahe Erkennung und schnellstmögliche Therapieeinleitung zwingend notwendig, da selbst unter Therapie eine 20-30%ige – Letalität besteht.

Fallvorstellung Eine 22-jährige deutsche Patientin mit indischem Migrationshintergrund stellt sich initial mit unspezifischen Infektsymptomen in unserer Notaufnahme vor. Bei positivem Influenza-B Schnelltest und unspezifischem Infiltrat im Röntgen-Thorax, ohne laborchemischem Hinweis auf bakterielle Superinfektion, wird sie nach initialer Besserung ambulant mit Oseltamivir-Therapie entlassen. Wenige Tage später stellt sie sich mit beinbetonter Hemiparese links, beidseitiger Abduzensparese sowie Meningismus wieder vor. Nach einmaligem akut symptomatischen Anfallsereignis wird sie im Verlauf auf unsere IMC-Station aufgenommen, wo der direkte Tbc-Erregernachweis per PCR aus dem Liquor gelingt. Die Mikroskopie auf Mykobacterium Tuberkulosis sowie NTM bleiben negativ. Eine virale Genese wird ausgeschlossen. In der Computertomographie des Thorax lässt sich eine Kavernenbildung im rechten Ober- und Unterlappen als Primäraffekt feststellen. Immunsupprimierende Begleiterkrankungen wie HIV liegen nicht vor. Unter antituberkulöser 4-fach Therapie und Glukokortikoidgabe zeigt sich die ausgeprägte neurologische Symptomatik nach einem Monat sukzessive rückläufig.

Zusammenfassung Das Leitsymptom Verwirrung bei akut infektiösen pulmonalen Affektionen bedarf der differentialdiagnostischen Abklärung hinsichtlich einer möglichen spezifischen Genese. Eine besondere Rolle kommt der Influenza Co-Infektion zu, deren Einfluss auf Progress oder Reaktivierung einer Tuberkulose kontrovers diskutiert wird. Trotz der Rarität des ZNS-Befalls zeigt dieser Fall die Bedeutung der frühzeitigen Therapieeinleitung und interdisziplinären Zusammenarbeit bei Tuberkulose.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. März 2024

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