Dialyse aktuell 2018; 22(02): 66
DOI: 10.1055/s-0044-101682
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Zukunft der Nephrologie

Mark Dominik Alscher
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Publication Date:
13 March 2018 (online)

Zukunft der Nephrologie

Das Fach der Nephrologie hat in der öffentlichen Wahrnehmung eher eine untergeordnete Rolle. Dies ist erstaunlich und nicht gerechtfertigt, nimmt man einerseits die Anzahl der Menschen mit Nierenerkrankungen, welche in Abhängigkeit von der Definition mit 8–15 % der erwachsenen Bevölkerung angesetzt werden dürfen. Anderseits gibt es wenige Methoden in der Medizin, welche hinsichtlich Evidenzen und Sinnhaftigkeit mit den Nierenersatzverfahren konkurrieren können. Liegt ein terminales Nierenversagen vor und erfolgt keine Behandlung, führt dies zum Ableben des Patienten. Betrachtet man aktuell Interventionelle Verfahren in der Medizin, gibt es für zahlreiche Eingriffe keinesfalls ähnliche Wirksamkeit, trotzdem werden diese massiv beworben, finanziert und tragen wesentlich zum Einkommen der anbietenden Institutionen bei.

Die Nephrologie war bisher deutlich bescheidener, was die Erfolgsgeschichte des Faches angeht. Jetzt ist aber eine besondere Situation für das Fach eingetreten. Die Ursachen dafür liegen in einerseits den Risiken eines technisierten Faches, welches gestützt von entsprechenden Rahmenbedingungen das Risiko einer Industrialisierung mit sich bringt, anderseits den Versuch von Nachbarfächern, dass Kerngeschäft der Nephrologie, die Dialyse, auch außerhalb der Nephrologie anzubieten. Beides zusammen führt dazu, dass das Fach der Nephrologie für den Nachwuchs an Attraktivität verliert, insbesondere im ambulanten Bereich. Für Krankenhausträger stellt sich die Frage, warum überhaupt noch eine nephrologische Abteilung geführt werden muss, wenn die Leistung der Dialyse auch anders angeboten werden kann. Das Feld der Nierentransplantation hat die gleichen Probleme wie alle Transplantationsverfahren: einen fundamentalen Spendermangel.

Eine wissenschaftliche Fachgesellschaft wie die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) muss sich diesen Themen stellen. Im Rahmen eines Zukunftgutachtens wurden Faktoren identifiziert, welche dabei helfen können, die Nephrologie zu stärken. In dieser Ausgabe der Dialyse aktuell wird daraus berichtet, ergänzt um weitere Artikel, welche helfen, die Zukunftsfähigkeit des Faches darzustellen. Epidemiologisch und am Bedarf orientiert ist eine Nephrologie innerhalb der Inneren Medizin eine wichtige und auch künftig zunehmend wichtigere Disziplin. Deshalb lohnt sich der Einsatz für das Fach!