Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(05): 262
DOI: 10.1055/s-0044-101157
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Entzündungsmarker mit Schizophrenie-Risiko assoziiert?

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Publication Date:
29 May 2018 (online)

Neuropsychiatrische Krankheiten haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Invalidität von Menschen. Schizophrenie belegt den 11. Platz unter den führenden globalen Ursachen für in Invalidität verbrachte Lebensjahre. F. Pires Hartwig et al. haben nun die Hypothese überprüft, dass Entzündungsmarker mit dem Schizophrenie-Risiko in Verbindung stehen.

Die Autoren führten eine Studie mithilfe der Mendelschen Randomisierung durch. Sie griffen dabei auf Assoziationsergebnisse zurück, die auf Basis von großen Kandidatengensets sowie genomweiten Assoziationsstudien gewonnen wurden. Dazu gehörten beispielsweise verschiedene epidemiologische Studien mit unterschiedlichen Designs. Folgende Methoden der Mendelschen Randomisierung kamen zum Einsatz: „Ratio Method“, „Inverse Variance Weighting“, „Weighted Generalized Linear Regression“, „Weighted Median“ sowie „Mendelian Randomization Egger Regression“. Anhand von gepoolten Proben, die zwischen 1645 und mehr als 80000 Individuen umfassten, wurden die Gen-Entzündungsmarker-Assoziationen ermittelt und mithilfe von mehr als 30000 Fällen (und mehr als 45000 „Vorfahren-gematchten“ Kontrollen) die Gen-Schizophrenie-Assoziationen. Die Autoren konzentrierten sich auf mögliche Assoziationen zwischen erhöhten Levels des C-reaktiven Proteins (CRP), Interleukin-1-Rezeptorantagonisten (IL-1Ra) sowie löslichen Interleukin-6-Rezeptors (sIL-6R) und dem Schizophrenie-Risiko.

Ergebnisse

Die Individuen, die in die Analyse eingingen, waren vorwiegend europäischer Abstimmung, im Alter zwischen 18 und >80 Jahren. Das Frauen-Männer-Verhältnis war ausgeglichen. Im Fall des CRP kam ein Set von 18 CRP-assoziierten Varianten zum Einsatz („Liberal Set“). Mithilfe von 3 Methoden der Mendelschen Randomisierung konnten konsistente Ergebnisse erzielt werden. Bei einer 2-fachen Zunahme der CRP-Levels betrug die gepoolte Odds Ratio (OR) für Schizophrenie 0,90 (p = 0,005). Bei Verwendung eines „konservativen“ CRP-Sets wurden vergleichbare Ergebnisse erzielt. Die OR-Schätzungen für Schizophrenie im Fall einer 2-fachen Zunahme der Levels von zirkulierendem CRP bewegten sich zwischen 0,90 und 0,97, das gepoolte OD betrug 0,93. Die Ergebnisse aus 2 OR-Schätzungen zu dem IL-1Ra erwiesen sich als inkonsistent (jeweils 1,02 und 0,98). sIL-6R: Hier ermittelten die Autoren bei einer 2-fachen Zunahme eine OR von 1,06 (p = 0,02).

Fazit

Die Studie erbrachte keinen eindeutigen Beweis für eine Assoziation zwischen erhöhten Levels proinflammatorischer Zytokine und einem erhöhten Schizophrenie-Risiko. Allerdings weisen die Ergebnisse darauf hin, dass niedrigere CRP-Spiegel und eine Blockade des IL-6-Signalwegs das Risiko für eine Schizophrenie erhöhen. Der Grund könnte eine gesteigerte Empfindlichkeit für Infektionen in jungen Jahren sein, so die Autoren.

Dr. Frank Lichert, Weilburg


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