Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(02): 73-74
DOI: 10.1055/s-0044-100055
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Unbekannter Wirkmechanismus von Antidepressiva entdeckt

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Publikationsdatum:
13. März 2018 (online)

Ein zu geringer Serotoninspiegel gilt seit langem als Hauptursache für Depression. Antidepressiva wirken, indem sie den Abbau von Serotonin verlangsamen. Nun haben Forscherinnen und Forscher des Universitätsklinikums Freiburg bei Mäusen einen zweiten, völlig unabhängigen Wirkmechanismus entdeckt. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Antidepressiva zusätzlich den Kalziumtransport in Nervenzellen des Gehirns blockieren. Dadurch können die Zellen leichter neue Verknüpfungen zu anderen Nervenzellen bilden. Diese Vernetzbarkeit ist elementar, um sich an neue Reize und Stress anpassen zu können. Bei Depressionen ist diese Fähigkeit vermindert, wie sich in den letzten Jahren herausgestellt hat.

In Deutschland leiden mehr als 4 Mio. Menschen an einer Depression. Jeder Zehnte durchlebt einmal im Leben eine schwere depressive Episode. Die neuen Erkenntnisse können helfen, Medikamente zu entwickeln, die ganz gezielt den neu entdeckten Wirkmechanismus angreifen. Das könnte Menschen helfen, bei denen bisherige Medikamente nicht oder kaum gewirkt haben.