Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(S 01): e208
DOI: 10.1055/s-0043-1776568
Abstracts
DGPM

Datenanalyse der Geburtsmodi bei Frühgeburten zwischen 22+0 und 36+6 SSW im Zeitraum von 2012-2023 in Relation Sectiones mit Klassifizierung analog zum Robson Score

R. Vural
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Deutschland
,
E. Hollatz-Galuschki
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Deutschland
,
T. Baller
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Deutschland
,
F. Kainer
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Der Geburtsmodus bei drohender Frühgeburt (FG) wird hinsichtlich des neonatalen Outcomes kontrovers diskutiert. Nach der aktuellen S2k-Leitlinie kann bei Schädellage (SL) vor 30+0 SSW und soll bei Beckenendlage (BEL) vor 37+0 SSW eine Sectio caesarea (SC) erwogen werden. Eine VE wird erst ab 34+0 SSW und eine primäre SC bei MC/MA-Zwillingen empfohlen. Bei DC/DA- und MC/DA-Zwillingen kann ab 32. SSW eine vaginale Geburt bei SL des führenden Kindes erfolgen. Zur differenzierten Darstellung klinisch relevanter Untergruppen bei SC wurde von der WHO die Klassifikation nach dem Robson Score entwickelt. In dieser Arbeit werden die FG in Relation der SC analog zum Robson Score evaluiert.

Methode In der vorliegenden Datenanalyse wurden die Geburtsmodi (SPP, SC, VOG) von insg. 4205 FG zw. 22+0 und 36+6 SSW im Zeitraum 2012 – 2023 aus unserer Klinik betrachtet. Hierbei wurden IUFT, Fehlbildung, Plazenta praevia, Z.n. > 2 SC, Z.n. Myomenukleation und Querlage/Schräglage ausgeschlossen. Außerdem wurden 2816 SC ohne obige Ausschlusskriterien in fünf Gruppen (Gr.) analog zum Robson Score klassifiziert.

Ergebnisse Insg. wurden 56,6% aller FG vaginal entbunden, 39,3% sectioniert und 4,2% vaginal operativ entbunden.

Über die SSW betrachtet (s. [Abb. 1]), betrug die SC-Rate in der Gr. 24+0-26+6 SSW 81% mit stetig fallender Tendenz bis 34+0-36+6 SSW auf 32,9%. Dabei steigt die SPP-Rate entsprechend von 19,0% stetig bis auf 61,9% an. In der Gr. 30+0-33+6 SSW finden sich beide Modi etwa gleich häufig. Vor 24+0 SSW hingegen erfolgte überwiegend SPP. VE und Forceps wurden erst ab 30+0 SSW verwendet.

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Abb. 1

Die Robson Score Analyse für verschiedene SSW ergibt in der Summe folgende Verteilung (s. [Abb. 2]). FG mit Z.n. SC (n=450) sind die größte Gr. innerhalb der SC. Die zweitgrößte Gr. sind Multipara (n=382) mit Z.n. SC, gefolgt von Nullipara (n=372) mit spontanem Wehenbeginn. Die drittgrößte Gr. sind Multipara (n=159) nach SPP und Mehrlingsgravidität (n=155) mit Z.n. SC. Die viertgrößte Gr. sind Nullipara (n=110) mit BEL.

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Abb. 2

Die kleinste Gr. (n=14) sind Multipara nach Einleitung oder mit elektiver SC, gefolgt von Multipara (n=30) mit BEL und Z.n. SC, sowie Nullipara (n=32) nach Einleitung oder mit elektiver SC und Frauen mit Z.n. SC und Querlage (n=46).

Diskussion Bei FG vor der 30. SSW wird überwiegend sectioniert. Je früher die SSW, umso größer ist die SC-Rate. Z.n. SC, Nulliparität, BEL, Mehrlingsgravidität erhöhen signifikant die SC-Rate bei FG, wobei Multiparität und Geburtseinleitung die SC-Rate senken. Bei Z.n. SC ist nach 34+0 SSW die größte SC-Rate. Nach einer Geburtseinleitung ist die SC-Rate am geringsten. Bei Nullipara mit SL ist die SC-Rate in 28.-30.SSW und mit BEL unter 24. SSW am größten. Erst ab 30+0 SSW wird SPP großzügiger erwogen.

Die vorliegenden Ergebnisse zur Geburtsmodi bei FG sind leitlinienkonform. Anhand der Ergebnisse können die möglichen Geburtsmodi für die verschiedenen SSW differenziert und in Beratungsgesprächen erörtert werden.



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Article published online:
15 November 2023

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