Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(S 01): e190
DOI: 10.1055/s-0043-1776532
Abstracts
DGPM

CELOX Einlage bei rezidivierendem Paravaginalhämatom bei Autoimmunthrombozytopenie

Authors

  • V. A. Ruan

    1   Charité – Universitätsmedizin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
  • B. Mayer

    2   Charité – Universitätsmedizin, Immunhämatologie und Klinische Transfusionsmedizin (ZTB), Berlin, Deutschland
  • S. Verlohren

    1   Charité – Universitätsmedizin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
  • W. Henrich

    1   Charité – Universitätsmedizin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
  • I. Dressler-Steinbach

    1   Charité – Universitätsmedizin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
 

Die peripartale Hämorrhagie (PPH) gehört zu den Hauptursachen der maternalen Mortalität. Die hämostatisch beschichtete Celox Gaze wurde ursprünglich für schwere Blutungen im militärischen Kontext eingesetzt und ist seit kurzem für die vaginale Anwendung postpartaler Blutungen aus dem Uterus zugelassen. Der Einsatz von Celox Gaze für Traumata-bedingte Blutungen in der Geburtsmedizin wurde bisher nicht beschrieben.

Eine 29-jährige 1 Gravida mit Autoimmunthrombozytopenie stellte sich in 38+2 SSW mit Geburtsbeginn vor. Trotz wöchentlicher i.v. Immunglobulin Therapie betrugen die Thrombozyten 30/nl. Nach Spontanpartus eines lebensfrischen Kindes erfolgte eine Blutungsprophylaxe mit 100 µg Pabal und 1 g Tranexamsäure i.v. Bei Plazentaretention ohne verstärkte Blutung wurde die manuelle Plazentalösung in Intubationsnarkose indiziert. Intraoperativ zeigten sich ein 5x10 cm großes paravaginales Hämatom links sowie ein walnussgroßes Hämatom im Bereich des Ostium urethrae. Bei Eröffnung des paravaginalen Hämatoms konnte keine Blutungsquelle identifiziert werden. Die Wundhöhle wurde kurzzeitig mit einer Celox Gaze austamponiert. Nach Entfernung der Gaze und umschriebener Blutstillung wurde eine Drainage eingelegt und alle Geburtsverletzungen primär versorgt. Es wurden zwei Thrombozytenkonzentrate (TK) und 100 mg Prednisolon i.v. verabreicht.

Unmittelbar postoperativ kam es unter laufender TK Transfusion zum Rezidiv des paravaginalen Hämatoms, so dass die erste Revision mit erneuter Drainageneinalge erfolgte. Thrombozytenanzahl nach Transfusion 122 /nl; ROTEM unauffällig.

Bei im Verlauf erneut revisionspflichtiger Nachblutung konnten mittels CT-Angiographie zwei arterielle Blutfahnen in unmittelbarer Nähe der einliegenden Drainagen dargestellt werden. Da diese dem Iliaca-Stromgebiet entsprangen, käme eine interventionelle Therapie mittels Embolisation aufgrund des unkalkulierbaren Risikos für ischämische Schäden nur als ultima ratio in Frage.

Deshalb Entschluss zur zweiten Revision. Die Blutungsquellen konnten weiterhin nicht eindeutig identifiziert werden. Es erfolgt die Tamponade mit Celox Gaze einer und vaginaler Longette ohne Wundverschluss. Außerdem wurden weitere 2 g Fibrinogen, Tranexamsäure via Perfusor und Nalador verabreicht sowie eine antibiotische Prophylaxe mit Cefuroxim/Metronidazol indiziert. Der Gesamtblutverlust wurde auf 2200 ml geschätzt. Die Patientin hat zu keinem Zeitpunkt eine verstärkte Blutung ex utero gezeigt. Postoperativ erfolgte eine intensivmedizinische Überwachung und die Gabe zweier weiterer TKs, sowie eine IVIG-Gabe.

24 h postoperativ erfolgte die Entfernung der Tamponaden. Der Wunderverschluss sowie der weitere postoperative Verlauf verliefen unauffällig und Mutter und Kind wurden bei Wohlbefinden entlassen.

Durch den Einsatz der Celox Gaze zum Management einer komplexen Geburtsverletzung bei schwerer Thrombozytopenie konnte eine risikoreiche Embolisation verhindert und eine erfolgreiche Blutstillung erzielt werden. Celox Gaze sollte bei schwer stillbaren Blutungen auch außerhalb der intracavitären Einlage erwogen werden, wenn blutstillende Nähte nicht wirksam sind.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. November 2023

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