Z Gastroenterol 2023; 61(08): e464
DOI: 10.1055/s-0043-1771839
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
ALF, ACLF und Lebertransplantation
Donnerstag, 14. September 2023, 09:30–11:14, Saal C2.1

Stellenwert direkter Alkoholmarker für das Screening auf schädlichen Alkoholkonsum nach Lebertransplantation

J. M. Grottenthaler
1   Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik I, Abteilung für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
,
J. Wagner
1   Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik I, Abteilung für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
,
M. Böttcher
2   MVZ Medizinische Labore Dessau Kassel GmbH, Drogen- und Medikamentenanalytik, Dessau-Roßlau, Deutschland
,
J. Neumann
2   MVZ Medizinische Labore Dessau Kassel GmbH, Drogen- und Medikamentenanalytik, Dessau-Roßlau, Deutschland
,
F. Trauner
1   Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik I, Abteilung für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
,
V. Wagner
1   Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik I, Abteilung für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
,
S. Templin
3   Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
N. P. Malek
1   Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik I, Abteilung für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
,
A. Batra
4   Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung, Tübingen, Deutschland
,
S. Nadalin
3   Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
C. P. Berg
1   Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik I, Abteilung für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
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Einleitung Unerkannter und fortwährender schädlicher Alkoholkonsum nach Lebertransplantation (LTx) kann gravierende Auswirkungen auf Transplantat- und Patientenüberleben haben. Ethylglucuronid (EtG) und Phosphatidylethanol (PEth) können als direkte Metaboliten von Alkohol ggf. frühzeitig einen objektivierbaren Hinweis für einen schädlichen Alkoholkonsum liefern.

Ziele Prospektive Studie zur pseudonymisierten Erfassung des Alkohol-Trinkverhaltens von Patienten nach LTx und Korrelation mit direkten Alkoholmarkern.

Methodik Interimsanalyse nach 9 Monaten Studienlaufzeit. Patienten≥18 Jahre mit Zustand nach LTx≥6 Monate wurden im Rahmen der regulären Nachsorgetermine am Zentrum in die Studie eingeschlossen. Das Alkohol-Trinkverhalten wurde mittels standardisiertem Fragebogen AUDIT-C ermittelt. Darüber hinaus wurden EtG im Urin (uEtG) sowie PEth im Blut bestimmt. uEtG ist für ca. 3-5 Tage nach Alkoholkonsum nachweisbar, PEth für bis zu 3 Wochen.

Ergebnis 210 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen (medianes Alter 60 Jahre [IQR 48-65], 60% männlich, mediane Zeit seit LTx 75 Monate [Min. 6 Monate, Max. 36 Jahre]). Bei 23% der Patienten lag eine alkoholische Lebererkrankung (ALD) als Grunderkrankung vor. 58 Patienten (28%) gaben an, mindestens gelegentlich Alkohol zu konsumieren; 2 Männer und 1 Frau erfüllten dabei die Kriterien für riskanten Alkoholkonsum. 23 Patienten (11%) wiesen ein erhöhtes uEtG auf. PEth war positiv bei 31 Patienten (15%). Es bestand eine signifikante Korrelation zwischen den anamnestischen Angaben im AUDIT-C und den positiven Testungen für uEtG und PEth (p<0,001). Darüber hinaus war bei 16 Patienten, die Alkoholkonsum verneinten, mindestens ein positiver direkter Alkoholmarker nachweisbar; bei 6 Patienten war hierbei nur PEth positiv. Bemerkenswert ist, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer ALD als Grunderkrankung und dem Nachweis von Alkoholkonsum mittels direktem Alkoholmarker oder AUDIT-C bestand (p=0,71). Dahingegen bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen positivem Nachweis und einem längeren zeitlichen Abstand zur LTx (p=0,002).

Schlussfolgerung Neben einer strukturierten Anamnese können direkte Alkoholmarker ein hilfreiches Instrument für eine erhöhte Detektionsrate auf potentiell schädlichen Alkoholgebrauch darstellen, wobei dies die Möglichkeit zur zeitnahen suchtmedizinischen Intervention eröffnet. Diesbezüglich erscheint das länger nachweisbare PEth von besonderem Interesse.



Publication History

Article published online:
28 August 2023

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