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DOI: 10.1055/s-0043-1771634
Gesund oder krank? Betroffenheit und Einstellungen von Fachkräften zum Thema Orthorexie (Interdisciplinary Screening and Treatment of Orthorexia – ISTO- Projekt)
Einleitung Gesundheitsfördernde Ernährung liegt im Trend, was den Stellenwert von Ernährungsfachkräften hervorhebt. Aber wann wird gesunde Ernährung zur Qual? Orthorexie, die Fixierung auf gesunde Ernährung mit starren Regeln, kann zu körperlichen, psychischen und sozialen Beeinträchtigungen führen. Bisher liegt keine Definition nach ICD-11/DSM-5 vor. Ernährungsfachkräfte sowie angrenzende Fachdisziplinen stellen eine vulnerable Gruppe dar. Diese Studie eruiert die Betroffenheit und Sicht auf Behandlungsansätze dieser Gruppe.
Geschlecht |
86% weiblich |
Beruflicher Hintergrund |
51% Ernährungswissenschaften |
24% Angrenzende Fachdisziplinen |
|
11% Sportwissenschaften 13% Keine Angaben |
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Berufserfahrung |
11±10 Jahre (0-43) |
Düsseldorfer Orthorexie Skala |
17,7±5,3 (10-38) |
Methoden Entwicklung einer Online-Umfrage für Ernährungsfachkräfte und angrenzende Disziplinen, die neben der Düsseldorfer Orthorexie Skala (DOS≥30 Punkte=Orthorexie-Risiko;≥25 Punkte=Graubereich), den Wissenstand sowie Einstellungen zum Störungsbild und möglichen Behandlungsansätzen beinhaltet. Umfragezeitraum: 20.07-12.10.2022.
Ergebnisse Die Orthorexie-Prävalenz der Fachkräfte (Tab. 1) liegt bei 3,6% (Graubereich: 10,7%), mit dem höchsten DOS-Score in der jüngsten Altersgruppe (18-29 Jahre (n=52): 19,3±5,3; 30-39 Jahre (n=62): 17,2±5,0;≥50 Jahre (n=26): 15,7±5,1; p=0,003).Tab 1: Probandencharakteristik (n=140)
Den Begriff Orthorexie kannten 60% vor der Befragung, für 84% stellt es eigenes Störungsbild dar, wobei es 49% der Ess-, 42% der Zwangs- und 9% der Angststörung/Sonstiges zuordneten. Personen im Graubereich ordneten Orthorexie als weniger problematischere Essstörung ein als Personen ohne Orthorexie-Risiko (67% vs. 43%), zudem favorisieren sie kontrollierende Behandlungsoptionen (Ernährungs- und Sportprotokolle).
Schlussfolgerung Die Orthorexie-Prävalenz deckt sich mit vergleichbaren Studien. Die jüngere Generation scheint anfälliger für das Störungsbild. Bei Fachkräften im Orthorexie-Graubereich lässt sich eine verminderte Krankheitseinsicht vermuten, die sich auf Behandlungsansätze auswirken könnte. Hier besteht dringender Wissensbedarf und -transfer.
Publication History
Article published online:
06 September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany