Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 160
DOI: 10.1055/s-0043-1771624
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Ein deskriptiver Überblick über spezialisierte Wohngruppen für Essstörungen in deutschsprachigen Ländern

K. Perthes
1   Universitätsmedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mainz
,
F. Hammerle
1   Universitätsmedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mainz
,
S. Kirchhart
2   Das MädchenHaus Mainz gGmbH, Mainz
,
H. Preuss-van Viersen
1   Universitätsmedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mainz
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Einleitung Spezialisierte Wohngruppen für Menschen mit Essstörungen sind ein Behandlungsangebot für chronisch kranke Patient:innen und können die Lücke zwischen stationärer und ambulanter Behandlung schließen. Bisherige Studien konzentrierten sich auf die US-amerikanische Struktur und sind nur begrenzt auf europäische Essstörungswohngruppen übertragbar.

Methoden Mittels Fragebogenuntersuchung wurden 49 Essstörungswohngruppen in deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Schweiz und Österreich) kontaktiert. Von 38 erhaltenen Fragebögen konnten 36 hinsichtlich (I) struktureller Merkmale, (II) Patientenmerkmale, (III) Behandlungsmethoden sowie (IV) Qualitätsmanagement analysiert werden.

Ergebnisse Essstörungswohngruppen sind insbesondere in Deutschland (n=33) weit verbreitet. Insgesamt wurden 697 Patient:innen pro Jahr behandelt, davon hatten 59.2% die Diagnose Anorexia nervosa, 26.0% eine Bulimia nervosa und 4.9% eine Binge-Eating-Störung. Das Durchschnittsalter der Patient:innen war 18.4 Jahre (SD=2.9), die durchschnittliche Krankheitsdauer lag bei 4.5 Jahren (SD=1.9). Zudem wiesen die Patient:innen im Durchschnitt mindestens eine weitere komorbide psychische Störung auf. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 20.8 Monate (SD=10.1). Alle Essstörungswohngruppen berichteten über einen interdisziplinären und überwiegend eklektischen Behandlungsansatz mit vorwiegend systemischen und verhaltenstherapeutischen Methoden. Die meisten Essstörungswohngruppen führten ein individuelles Qualitätsmanagement durch.

Schlussfolgerung Die Studie gibt einen detaillierten Überblick über die Behandlungslandschaft und -struktur von Essstörungswohngruppen sowie die Merkmale der Patient:innen, die Essstörungswohngruppen als Behandlung im „stepped care“-Ansatz wählen. Die nächsten Schritte könnten ein systematisches Qualitätsmanagement und Wirksamkeitsstudien sein, um mehr Transparenz hinsichtlich der Evidenz dieses Settings für Betroffene und Angehörige zu schaffen.



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Article published online:
06 September 2023

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