Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 158-159
DOI: 10.1055/s-0043-1771619
Abstracts
Vorträge

Kognitive Bias bei Adoleszenten mit Anorexia nervosa – Ergebnisse der KOALA-Studie

L. Lukas
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München, München
2   Schön Klinik, München
,
L. Nuding
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München, München
,
B. Platt
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München, München
,
G. Schulte-Körne
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München, München
,
A. Sfärlea
1   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München, München
› Author Affiliations
 

Einleitung Anorexia nervosa (AN) geht häufig mit dysfunktionalen Kognitionen bezüglich störungsspezifischer Informationen einher. Diese zeigen sich unter anderem in Form von kognitiven Verzerrungen (Bias) auf verschiedenen Ebenen der Informationsverarbeitung: der Aufmerksamkeit für, der Interpretation von und dem Gedächtnis für störungsspezifische Informationen. Ziel dieser Studie ist es, diese kognitiven Verzerrungen systematisch zu erfassen und zu untersuchen, inwieweit sie spezifisch sind für Jugendliche mit AN.

Methoden Mädchen mit AN(n=40, Alter 12-18) werden mit einer gesunden Kontrollgruppe (n=39) sowie einer klinischen Kontrollgruppe (Mädchen mit einer Depression oder Angststörung; n=34) verglichen. Bias auf allen drei Ebenen der Informationsverarbeitung wurden innerhalb eines einzigen experimentellen Paradigmas, basierend auf dem Scrambled Sentences Task, erfasst. Als störungsbezogene Informationen dienten Stimuli, die mit Körper, Gewicht und Figur assoziiert sind, während Stimuli, die mit einem nicht-körperbezogenen Selbstbild assoziiert sind, herangezogen wurden um nicht-störungsbezogene Bias zu erfassen.

Ergebnisse Sowohl Jugendliche mit AN als auch Jugendliche in der klinischen Kontrollgruppe zeigten ausgeprägte negative Interpretations- und Gedächtnis-Bias im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe, dies sowohl für störungsbezogene als auch für nicht-störungsbezogene Informationen. Der erwartete Unterschied zwischen den Patientinnen-Gruppen (Jugendliche mit AN zeigen im Vergleich zur klinischen Kontrollgruppe stärkere störungsbezogene Bias) zeigte sich nur deskriptiv.

Schlussfolgerung Dies ist die erste Studie, die kognitive Bias bei Jugendlichen mit AN systematisch auf mehreren Ebenen der Informationsverarbeitung untersucht hat. Die Ergebnisse der Studie stellen daher eine wichtige Grundlage für zukünftige Studien dar, die versuchen, die kognitiven Verzerrungen therapeutisch zu adressieren, da es hierfür zunächst eine grundlegende Spezifikation der Mechanismen bedarf.



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Article published online:
06 September 2023

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