Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 157
DOI: 10.1055/s-0043-1771614
Abstracts
Vorträge

Essstörungssymptome, generelle Psychopathologie und Anpassung an die Elternrolle in Familien mit Essstörungsgeschichte – Ergebnisse einer Längsschnittstudie

J. K. Throm
1   Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen
2   Kompetenzzentrum für Essstörung, Tübingen
,
A. F. Dörsam
1   Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen
2   Kompetenzzentrum für Essstörung, Tübingen
,
N. Micali
3   Mental Health Service in the Capital Region of Denmark, Eating Disorders Research Unit, Copenhagen
4   University of Geneva, Department of Psychiatry, Genf
,
K. E. Giel
1   Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen
2   Kompetenzzentrum für Essstörung, Tübingen
› Author Affiliations
 

Einleitung Angehörige von Betroffenen mit Essstörungen (ES) sind gefährdet, selbst körperliche und psychische Probleme zu entwickeln. Auswirkungen von ES innerhalb der Paardyade, die dyadische Entwicklung sowie die Anpassung an die Elternrolle wurden bisher kaum untersucht.

Methoden 55 Frauen mit und ohne Essstörungsgeschichte wurden in der Schwangerschaft rekrutiert. Im ersten Lebensjahr des Kindes wurden die Frauen und ihre Partner zu zwei Zeitpunkten (T2, T3) mittels Online-Fragebögen und Interviews zu Essverhalten, psychischer Beschwerden sowie Anpassung an die Elternrolle befragt.

Ergebnisse Partner von Frauen mit ES unterschieden sich zu keinem Zeitpunkt von Partnern von Frauen ohne ES hinsichtlich Essstörungssymptomatik (p>0.05), während Frauen mit ES zu beiden Zeiträumen höhere Werte erreichten (EDE-Q T2: 1.2±0.9 vs. 0.5±0.6; T3: 1.5±1.0 vs. 0.5±0.5; p<0.001). Männer unterschieden sich nicht bezüglich der depressiven Symptomatik. Frauen mit ES berichteten zu beiden Messzeitpunkten mehr depressive Symptome als Frauen ohne ES und zeigten eine signifikante Symptomzunahme im Verlauf (PHQ T2: 7.5±5.7 vs. 4.2±3.1; T3: 9.2±5.2 vs. 5.0±3.7; p<0.05). Alle Mütter und die Partner von Müttern mit ES berichteten mehr Stress zu T3, zwischen ES- und Kontrollgruppen gab es jedoch keine signifikanten Unterschiede (p>0.05). Bei den Frauen zeigte sich ein signifikant negativer Zusammenhang zwischen der Schwere der Essstörungspathologie und der Anpassung an die Elternrolle (T2: R²=0.141; F(1,53)=9,840, p=0.003; T3: R²=0,271; F(1,25)=15,855, p<0.001).

Schlussfolgerung Frauen mit Essstörungsvorgeschichte berichten erhöhte Essstörungssymptome, psychische Belastung und Anpassungsschwierigkeiten im ersten Lebensjahr des Kindes. Diese Schwierigkeiten treten nicht bei ihren Partnern auf, wodurch diese eine wichtige Rolle für die Stabilisierung der mütterlichen Essstörung und deren Einfluss auf andere Familienmitglieder spielen können.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany