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DOI: 10.1055/s-0043-1771603
Sport moderiert longitudinale Psychopathologie-Netzwerke von Frauen mit Essstörungen
Einleitung Mittels Ecological Momentary Assessment (EMA) konnte bereits gezeigt werden, dass Sport einzelne Essstörungssymptome im Alltag beeinflusst. Nicht untersucht ist bisher, ob Sport auch komplexe Zusammenhänge zwischen verschiedenen Symptomen im Alltag beeinflusst
Methoden Mittels einer neuen statistischen Methode (Moderated Multilevel Graphical Vector Autoregression) schätzten wir momentane Veränderungen in Psychopathologie-Netzwerken vor und nach Sport in einer Stichprobe von 102 Frauen mit Essstörungen, die bis zu viermal täglich über 17–25 Tage an einer EMA-Studie teilnahmen (Datensatz aus Levinson et al., 2022).
Ergebnisse Centrality-Koeffizienten der between-subjects und gerichteten temporalen Netzwerke waren weitgehend stabil (0.13≤CS≤0.75) und zeigten mehrere signifikante Interaktionen: Zum Beispiel zeigte sich im temporalen Netzwerk, dass der autoregressive Effekt von Essanfällen verschwand (b=-0.32; p<.001), sich aber bei Angst vor Gewichtszunahme nach Sport erhöhte (b=0.10; p<.021). Vorheriges Überessen führte zu niedrigerer Angst vor Gewichtszunahme, wenn zwischendrin Sport gemacht wurde (b=−0.08; p<.011).
Schlussfolgerung Sport scheint nicht nur direkten Einfluss auf bestimmte Essstörungssymptome zu haben, sondern auch deren zeitliche Interaktionen zu verändern. Moderierte Netzwerke können neue Einblicke in die momentanen Veränderungen von Essstörungspsychopathologie liefern. Weitere Anwendungsgebiete können unter anderem Effekte von anderen Störungsverhaltensweisen (z.B. Erbrechen) oder kontextuellen Faktoren (z.B. interpersonellen Schwierigkeiten) auf Essstörungssymptome sein.
Publication History
Article published online:
06 September 2023
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany