Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 152-153
DOI: 10.1055/s-0043-1771600
Abstracts
Vorträge

Prädiktoren der stationären Gewichtszunahme und Behandlungsdauer bei Anorexia nervosa im Jugendalter

L. Imken
1   Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters, Berlin
,
C. U. Correll
1   Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters, Berlin
2   The Zucker Hillside Hospital, Department of Psychiatry, Glen Oaks
,
V. Kaiser
1   Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters, Berlin
,
J. Nadler
1   Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters, Berlin
,
P. Adler
1   Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters, Berlin
,
V. Haas
1   Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters, Berlin
› Author Affiliations
 

Einleitung Eine langsamere Gewichtszunahme während der multimodalen, stationären Therapie (MST) der Anorexia nervosa (AN) verlängert Krankheit und den Krankenhausaufenthalt. Studienziel: Bestimmung von Einflussfaktoren auf Gewichtszunahme und stationäre Behandlungsdauer.

Methoden In dieser naturalistischen, longitudinalen Beobachtungsstudie wurden mögliche Moderatoren zum stationären Behandlungsbeginn (Patienten- und Krankheitscharakteristika, Medikation, Psychopathologie gemessen mittels Eating Disorder Examination Questionnaire (EDE-Q), Depression, Anxiety and Stress Skalen (DASS-21), Clinical Impairment Assessment (CIA), Compulsive Exercise (CET), Caregiver’s Strain Index (CSI) sowie gewichtsbezogene Mediatoren während der MST (wöchentliche Gewichtszunahmevorgabe 500g vs. 700g, initiale Gewichtszunahmen in Woche 2-6) als potenzielle Prädiktoren der Gewichtszunahme und stationären Behandlungsdauer bis Erreichen des individuellen Zielgewichts in multivariabler linearer Regression geprüft.

Ergebnisse Für 37 Jugendliche mit AN (weiblich=35 [95%]; Alter=14.8±1.5; body mass index (BMI)=15.3±1.1, BMI-Perzentile=1 (interquartile range=0−4.5)[Range=0–10]) waren die folgenden Variablen unabhängig mit geringerer Gewichtszunahme (Gruppenmittel=622±164g/Woche) assoziiert: höherer Baseline EDE-Q Restraint Score (p=.003), niedrigeres wöchentliches Gewichtzunahme-Ziel von 500g (p<.001) sowie niedrigere Gewichtszunahme zu Woche 3 (p<.001) (korrigiertes R²=.646). Die folgenden Variablen waren unabhängig mit einem längeren Krankenhausaufenthalt (Gruppenmittel=107±35 Tage) assoziiert: niedrigeres Aufnahmegewicht (%median BMI, p<.001), zwanghaftes Sporttreiben (p<.001), weibliches Geschlecht (p=.002), aktuelle depressive Episode (p=.002), niedrigeres wöchentliches Gewichtzunahme-Ziel von 500g (p<.001) und niedrigere Gewichtszunahme zu Woche 4 (p=.013)(korrigiertes R²=0.773).

Schlussfolgerung Sowohl Variablen zum Beginn als auch in der frühen Phase der MST, inklusive geringerer initialer Gewichtzuname bis Woche 3 oder 4, identifizieren Patient:innen mit einem erhöhten Risko für eine geringere Gewichtszunahme bis zum Entlassungszeitpunkt und längere Behandlungsdauer bis Erreichen des individuellen Zielgewichts mit hoher Varianzerklärung. Bei Replikation könnten diese Ergebnisse Grundlage individualisierter risikoadaptierter Behandlungssätze sein.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

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