Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 151
DOI: 10.1055/s-0043-1771596
Abstracts
Vorträge

Mentalisieren in psychotherapeutischen Prozessen von Patient*innen mit Essstörungen

A. Zeeck
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Freiburg i. Br.
,
I. Lau
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Freiburg i. Br.
,
K. Endorf
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Freiburg i. Br.
,
A. Hartmann
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Freiburg i. Br.
› Author Affiliations
 

Einleitung Ein verbessertes Mentalisieren (operationalisiert als „Reflective Functioning“/RF) wird als ein Ergebnis und auch als ein möglicher Mediator von Psychotherapieprozessen diskutiert. Es ist nicht nur eine grundsätzliche Fähigkeit, sondern auch kontextabhängig. Wir untersuchten RF in Psychotherapiesitzungen von Patient*innen mit Essstörungen im Rahmen einer Pilotstudie zu einem an der mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) orientierten, tagesklinischen Behandlungsprogramm. Es wurde folgenden Fragen nachgegangen: (1) Welches durchschnittliche RF zeigt sich in den Sitzungen? (2) Ändert sich dieses über den Sitzungsverlauf? (3) Finden sich Unterschiede zwischen Abschnitten, in denen über die Essstörungssymptomatik gesprochen wird und solchen, in denen das nicht der Fall ist? (4) Steigt RF nach MBT-typischen Interventionen an (Anregen von RF/“Demand“, empathisches Validieren)?

Methoden 1232 Interaktionssegmente (je 3 Minuten) aus 77 Therapiesitzungen von 19 Patient*innen (9 AN, 8 BN, 2 OSFED) wurden transkribiert und mit Hilfe der In-Session-RF-Skala (Talia et al. 2018) nach RF bewertet. Zusätzlich erfolgte eine Codierung der Inhalte (Essstörungssymptomatik ja/nein) und therapeutischen Interventionen. Die statistische Analyse erfolgte durch mixed models.

Ergebnisse In den Sitzungen fand sich insgesamt ein eher niedriges RF (m=3,48), welches im Durchschnitt im Verlauf einer Sitzung anstieg (+0.48). Wurde über die Essstörungssymptomatik gesprochen, war dies mit signifikant niedrigerem RF assoziiert (−0,20), während MBT-typische Interventionen zu einer signifikanten Zunahme im jeweiligen Interaktionssegment führten (Demand:+0,29; Empathisches Validieren:+0.26).

Schlussfolgerung Die Ergebnisse könnten darauf hinweisen, dass Mentalisieren bei Patientinnen mit Essstörungen „einbricht“, wenn es um störungsspezifische Themen (Gewicht, Essverhalten, Körper) geht. Mentalisieren kann durch MBT-typische Interventionen angeregt werden, wobei Zusammenhänge mit dem Therapieergebnis noch gezeigt werden müssten.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

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