Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 151
DOI: 10.1055/s-0043-1771595
Abstracts
Vorträge

Der Effekt der therapeutischen Beziehung auf den Therapieerfolg bei Essstörungspatient*innen – ein systematisches Review

J. Werz
1   Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee
2   Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie, Freiburg
,
U. Voderholzer
1   Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee
3   Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München
,
B. Tuschen-Caffier
2   Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie, Freiburg
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Einleitung Trotz des Vorliegens mehrerer empirisch gut überprüfter Therapieansätze sind die Remissionsraten der Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) aktuell nicht zufriedenstellend. Einen Ansatz zur Verbesserung der Therapieerfolge können Therapieprozessvariablen darstellen. Insbesondere die therapeutische Beziehung spielt bei vielen psychischen Erkrankungen eine wichtige Rolle für den Therapieerfolg – die Zusammenhänge in der Essstörungstherapie sind bisher jedoch noch nicht eindeutig geklärt. Im Rahmen eines systematischen Reviews wurden mögliche positive prädiktive Effekte ebenso wie zusammenhängende Variablen untersucht.

Methoden Entsprechend der PRISMA-Leitlinie wurde ein systematisches Review mit festgelegten Einschlusskriterien für alle seit 2014 veröffentlichten Studien zum Thema durchgeführt. Zusätzlich wurden drei bereits veröffentlichte Reviews, welche Studien bis 2014 einschließen, analysiert und zu unseren Kriterien passende Studien ausgewählt. Insgesamt wurden 26 Studien miteingeschlossen.

Ergebnisse Es zeigten sich heterogene Ergebnisse zwischen den verschiedenen Patient*innengruppen. Hinsichtlich des prädiktiven Effekts scheint es in jugendlichen Stichproben einen Effekt der therapeutischen Beziehung sowohl der Patient*innen selbst als auch der Eltern auf den Therapieerfolg ebenso wie auf Abbruchraten zu geben. In erwachsenen Stichproben ergaben sich gemischte Ergebnisse, mit der Tendenz eines größeren Einflusses bei Patient*innen mit AN als mit BN.

Schlussfolgerung Die Wirkung der therapeutischen Bezihung auf den klinischen Outcome hängt von der Patient*innengruppe ab. Es gibt einen größeren Effekt für jugendliche Patient*innen, unabhängig von der Diagnose, sowie für Erwachsene mit AN. Die untersuchten Studien wiesen verschiedene Limitationen auf, wie kleine Stichproben und Probleme im Studiendesign. Es empfiehlt sich in Zukunft verschiedene Patient*innengruppen in einem Setting und Studiendesign zu untersuchen und dabei auch mögliche Einflussfaktoren wie die Veränderungsmotivation mitzuerheben.



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Article published online:
06 September 2023

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