Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 150
DOI: 10.1055/s-0043-1771592
Abstracts
Vorträge

Psychotherapeutische Behandlungsmethoden für Anorexia nervosa: ein Umbrella Review von publizierten Metaanalysen

J. Helfer
1   Universitätmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin
,
A. E. Müller
1   Universitätmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin
,
C. U. Correll
1   Universitätmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin
2   Zucker Hillside Hospital, Department of Psychiatry, Northwell Health, Glen Oaks
,
C. Jaite
1   Universitätmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin
› Author Affiliations
 

Einleitung Ziel des Umbrella Reviews war eine Zusammenfassung der Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungsmethoden für Anorexia nervosa (AN).

Methoden Systematische Literatursuche durch zwei Personen in Pubmed/Cochrane/Embase/Psychinfo bis 16.11.2022 nach RCT-basierten Metaanalysen zur Wirksamkeit ambulante/stationärer psychotherapeutischer Behandlungsmethoden bei AN. Standardized mean difference (SMD) und Hedges‘g vs. control am Behandlungsende wurden zusammengefasst. Primäres Outcome war Gewichtszunahme (Body-Mass-Index (BMI), Kilogramm (kg),% des Ideal- bzw. Durchschnittsgewichts,), sekundäre Outcomes waren Essstörungspsychopathologie, Angst und Depressivität.

Ergebnisse Von 826 identifizierten Studien wurden 13 Metaanalysen eingeschlossen. Bezüglich Gewichtszunahme ergaben sich in gemischten Gruppen (Jugendliche/Erwachsene, ambulant/stationär, NRCT=16,n=1119) keine signifikanten Unterschiede zwischen spezialisierten Therapieansätzen und treatment as usual (TAU) oder Specialist Support Clinical Management (g=0.07,95%CI[−0.09,0.23]. Der Gewichtseffekt vs TAU war signifikant nur bei Erwachsenen (NRCT=13,n=not reported, g=0.23,95%CI[0.06,0.40]), nicht bei Jugendlichen (NRCT=5,n=not reported,g=-0.18,95%CI[-0.41,0.06]). Bei Jugendlichen war Familien-basierte Therapie wirksamer als individuelle Therapie (NRCT=4,n=89,SMD=0.44, 95%CI[0.14,0.74]).

Keine signifikanten Unterschiede zeigten sich in gemischten Gruppen zwischen spezifischen Therapieansätzen und TAU hinsichtlich Essstörungspsychopathologie (NRCT=5,n=186,SMD=−0.09,95%,p=0.52), Angst (NRCT=6,n=839,SMD=−0.03,95%CI[−0.17,0.11]) und Depressivität (NRCT=10,n=522, SMD = 0.04) p=0.65). Bezüglich Essstörungspsychopathologie gab es im Vergleich von Familien-basierter und individueller Therapie kleine, nicht-signifikante Effekte für Familien-basierte Therapie bei Jugendlichen (NRCT=3,n=262, SMD=0.44,95%CI[-0.28,1.17]) und für individuelle Therapie bei Erwachsenen (NRCT=3,n=262,SMD=-0.18,95%CI[−0.70, 0.34]). Hinsichtlich Depressivität ergaben sich bei Erwachsenen zwischen kognitiver Remediationstherapie und TAU ebenfalls nur kleine, nicht-signifikante Effekte (NRCT=3,n=79, g=−0.14,95%CI[−0.44,0,21]).

Schlussfolgerung Spezialisierte Therapieansätze waren bezüglich Gewichtszunahme, Essstörungspsychopathologie, Angst und Depressivität gegenüber TAU in gemischten Altersgruppen und Behandlungssettings nicht überlegen; bei Erwachsenen kam es zu signifikant besserer Gewichtszunahme. Bei Jugendlichen war Familien-basierte Therapie wirksamer als individuelle Therapie. Zur Bestimmung der Evidenz psychotherapeutischer Behandlungsansätze sind nach Alter und Behandlungssetting differenzierende Studien erforderlich.



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Article published online:
06 September 2023

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