Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 148-149
DOI: 10.1055/s-0043-1771588
Abstracts
Vorträge

Psychopathologie vor und nach Adipositaschirurgie bei Personen mit Binge-Eating und/oder Food Addiction

T. A. Thomas
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
K. M. Tilk
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
M. Pommnitz
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
T. Hüttl
2   Dr. Lubos Kliniken, Allgemein-, Visceral- und Adipositaschirurgie, München
,
J. Mall
3   KRH-Klinikum Nordstadt, Allgemein-, Visceral- und Adipositaschirurgie, Hannover
,
G. Meyer
4   AMC-WolfartKlinik, Allgemein-, Visceral- und Adipositaschirurgie, Gräfeling
,
R. Wunder
5   DRK-Krankenhaus Clementinenhaus, Allgemein-, Visceral- und Adipositaschirurgie, Hannover
,
H. Köhler
6   Herzogin Elisabeth Hospital, Allgemein-, Visceral- und Adipositaschirurgie, Braunschweig
,
M. de Zwaan
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
A. Müller
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
› Author Affiliations
 

Einleitung Binge Eating (BE) und Food Addiction (FA) kommen bei Personen mit Adipositas, die eine Adipositaschirurgie anstreben, häufig vor. Die Abgrenzung dieser Konstrukte bedarf weiterer Konkretisierung. Daher wurden Personen mit Adipositas und präoperativem BE (BE+), FA (FA+), BE und FA (BE+FA+) bzw. ohne BE/FA (BE-FA-) hinsichtlich prä- und postoperativer Psychopathologie längsschnittlich untersucht.

Methoden Es wurde eine longitudinale multizentrische Studie vor und sechs Monate nach Adipositaschirurgie durchgeführt. 216 Patient:innen (MAlter = 40.99±11.07 Jahre, 75.9% weiblich), eingeteilt in vier Gruppen mit der Yale Food Addiction Scale 2.0 und einem Item des EDE-Q (nBE+=28; nFA+=44; nBE+FA+=45; nBE-FA-=99), wurden eingeschlossen. Neben dem BMI wurden anhand standardisierter Fragebögen Essstörungssymptome, Suizidgedanken, Alkoholkonsum und andere selbstschädigende Verhaltensweisen zu beiden Messzeitpunkten erhoben.

Ergebnisse Für den BMI und Essstörungspathologie fanden sich höhere prä- als postoperative Ausprägungen. Für den BMI zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Essstörungssymptome waren bei Personen mit FA+, BE+bzw. BE+FA+ausgeprägter als bei BE-FA-. Suizidgedanken waren bei FA+bzw. BE+FA+stärker ausgeprägt als bei BE-FA-, nahmen jedoch auf ein vergleichbares postoperatives Maß ab. Es fand sich eine Tendenz für einen (postoperativen) Gruppenunterschied in Bezug auf Alkoholkonsum (FA-Gruppen vs. BE-FA-). Für selbstverletzende Verhaltensweisen fanden sich keine Unterschiede.

Schlussfolgerung BE- und FA-Gruppen zeigen stärkere Essstörungspathologie, wohingegen FA-Gruppen zusätzlich ausgeprägtere Suizidgedanken mit stärkerer Abnahme im Verlauf und Hinweise auf stärkeren (postoperativen) Alkoholkonsum zeigen. Die Gruppen unterschieden sich nicht in Bezug auf BMI und Gewichtsverlauf. Die Ergebnisse haben klinische Implikationen für die psychosoziale prä-operative Begutachtung (z. B. Prüfung des Vorliegens von Komorbiditäten bei FA/BE) und psychisches post-operatives Monitoring.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

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