Weight Suppression, Purging, und Gewichtszunahme bei stationär behandelten PatientInnen mit Bulimia nervosa: ein moderiertes Mediationsmodell

Einleitung Weight Suppression bezeichnet die Differenz zwischen dem aktuellen und jemals höchsten Körpergewicht einer Person. Eine höhere Weight Suppression stellt einen robusten Prädiktor für eine stärkere, zukünftige Gewichtszunahme dar, sowohl in nicht-klinischen Stichproben als auch bei PatientInnen mit Essstörungen. Allerdings ist wenig zu den vermittelnden Mechanismen dieses Effekts bekannt.

Methoden Daten von 756 stationär behandelten PatientInnen mit Bulimia nervosa (95% weiblich) wurden analysiert. Die selbstberichtete Häufigkeit von selbstinduziertem Erbrechen sowie von Essanfällen wurde anhand von Items des Munich ED–Quest erfasst.

Ergebnisse Bei Aufnahme korrelierte eine höhere Weight Suppression gering mit einem niedrigeren Body-Mass-Index und häufigerem Erbrechen, hing jedoch nicht mit der Häufigkeit von Essanfällen zusammen. Das Körpergewicht nahm signifikant, linear über die Behandlungswochen zu. Eine höhere Weight Suppression und häufigeres Erbrechen (aber nicht häufigere Essanfälle) bei Aufnahme sagten eine stärkere Gewichtszunahme von Aufnahme zu Entlassung vorher. In einem moderierten Mediationsmodell zeigte sich, dass die Gewichtszunahme von Aufnahme zu Entlassung durch eine Abnahme der Häufigkeit des Erbrechens vermittelt wurde, insbesondere bei PatientInnen mit hoher Weight Suppression.

Schlussfolgerung Da Angst vor einer Gewichtszunahme sich negativ auf die Motivation der PatientInnen auswirkt, auf Purging zu verzichten, sollte die Wahrscheinlichkeit einer Gewichtszunahme als Folge der Reduzierung von selbstinduziertem Erbrechen frühzeitig in der Therapie angesprochen werden, insbesondere bei PatientInnen mit hoher Weight Suppression.

Publication History

Article published online:
06 September 2023