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DOI: 10.1055/s-0043-1771581
Vergleich von restriktiven Fütter- und Essstörungen nach ICD-10- und ICD-11-Kriterien bei Kindern und Jugendlichen
Einleitung In der elften Ausgabe der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) wurden die Diagnosekriterien für Fütter- und Essstörungen überarbeitet und neue Diagnosen, darunter die Störung mit Vermeidendung und/oder Einschränkung der Nahrungsaufnahme (ARFID), aufgenommen. Ziel dieser Studie war es, die Verteilung und die klinischen Merkmale von restriktiven Fütter- und Essstörungen zwischen den ICD-10- und ICD-11-Diagnosekriterien zu vergleichen.
Methoden In einem ambulanten und stationären Behandlungssetting wurden N=82 Patienten (0-17 Jahre) mit einer restriktiven Fütter- oder Essstörung anhand ICD-10- und ICD-11-Kriterien interviewbasiert mit dem Eating Disorder Examination (EDE), dessen Kindversion (ChEDE) und dem EDE ARFID-Modul diagnostiziert. Die Essstörungspsychopathologie, Störungsmerkmale und Komorbiditäten wurden anhand etablierter Fragebögen und Krankenakten erhoben; anthropometrische Daten wurden objektiv erfasst.
Ergebnisse Die Anzahl residualer Störungen nahm von ICD-10 (50%) zu ICD-11 (21%) signifikant ab, was auf eine Zunahme an Volldiagnosen, insbesondere Anorexia Nervosa (AN, 31%) und ARFID (49%), zurückzuführen war. Patienten, die zu ICD-11 ARFID reklassifiziert wurden, waren häufiger männlich, hatten ein früheres Erkrankungsalter, zeigten ein restriktiveres Essverhalten und mehr somatische Komorbiditäten im Vergleich zu denen, die zu ICD-11 AN reklassifiziert wurden. Patienten mit residualen restriktiven Essstörungen nach ICD-11 im Vergleich zu ICD-10 waren jünger, hatten ein früheres Erkrankungsalter, zeigten weniger Figursorgen und hatten mehr somatische Komorbiditäten.
Schlussfolgerung Diese Studie unterstreicht den inklusiven Ansatz der ICD-11-Kriterien, der den Weg für eine gezieltere Behandlung ebnet, sowie die diagnostische Relevanz von ARFID. Zukünftige Studien, die auch nicht restriktive Fütter- und Essstörungen und die gesamte Lebensspanne berücksichtigen, könnten weitere Aufschlüsse zum diagnostischen Crossover und dessen klinischen Implikationen ermöglichen.
Publication History
Article published online:
06 September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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