Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 143-144
DOI: 10.1055/s-0043-1771572
Abstracts
Vorträge

Ein 2-Forced-Choice Paradigma zur Veränderung der Einschätzung von Körperbildern bei Jugendlichen mit Anorexie oder Depression (Picture)

T. Legenbauer
1   Ruhr-University Bochum, LWL University Hospital for Child and Adolescent Psychiatry, Hamm
,
E. Glombitza
1   Ruhr-University Bochum, LWL University Hospital for Child and Adolescent Psychiatry, Hamm
,
L. Mokros
1   Ruhr-University Bochum, LWL University Hospital for Child and Adolescent Psychiatry, Hamm
,
M. Tovee
2   Northumbria University, Psychology, Newcastle
,
K. McCarty
2   Northumbria University, Psychology, Newcastle
,
P. Cornelissen
2   Northumbria University, Psychology, Newcastle
› Author Affiliations
 

Einleitung Körperunzufriedenheit stellt ein Kernsymptom von Essstörungen dar und ist darüber hinaus ein alltägliches Phänomen von weiblichen Teenagern; zudem wird sie mit depressiven Symptomen in Zusammenhang gebracht. Körperunzufriedenheit wird durch dysfunktionale Aufmerksamkeitsprozesse aufrechterhalten und durch die Internalisierung des gängigen Schlankheits- und Schönheitsideals und sozialen Vergleichsprozessen vermittelt. Erste Studien an Frauen mit restriktivem Essverhalten und Körperunzufriedenheit zeigen, dass das Ausmaß gestörten Essverhaltens durch die Modifikation von dysfunktionalen Aufmerksamkeitsverzerrungen beeinflusst werden kann.

Methoden Dasvorliegende Cognitive-Bias Modifikationstraining basiert auf einem 2-Forced Choice Task (2FCT), welche indirekt das schlanke Schönheitsideal verändern soll auf Basis der Anhebung einer kategorialen dick-dünn Schwelle (Urteil, ob weibliche Avatare mit unterschiedlichen BMI-Maßen als dick oder dünn zu kategorisieren sind). Durch ein korrektives Feedback wird diese Schwelle individuell um 2 BMI-Punkte angehoben, die Kontrollbedingung ist bestätigendes Feedback (Schwelle unkorrigiert). Es handelt sich um ein Cross-Over Design (jeweils 4 Sitzungen) mit stationären Patientinnen einer Jugendpsychiatrie (n=12 Anorexiediagnose, n=7 Depressionssdiagnose).

Ergebnisse Das Training zeigte eine Verschiebung der Schwelle in der erwarteten Richtung in der Trainingsbedingung, während die Kontrollbedingung die Einstellung zum Schlankheitsideal insbesondere bei anorektischen Patientinnen verschärfte (die Schwelle sank ab). Zusammenhänge der Schwellenhebung mit psychopathologischen Symptomen konnten nachgewiesen werden bzgl. der Körperbildproblematik (EDI, BISS). Die angehobene Schwelle hing signifikant mit der Essstörungssymptomatik (ANIS), Körperbildvariablen (BSQ, BISS, OBCS Body Shame, PACS) zusammen. Für Depressionspatientinnen war auch der PHQ signifikant mit der Schwelle verbunden.

Schlussfolgerung Der 2FCT scheint ein auch im Jugendalter, sowohl bei Patientinnen mit Anorexiediagnose als auch depressiver Störung die Einstellung zum Schönheitsideal zu verändern und zu einer Verbesserung der Symptomatik beizutragen. Die Kontrollbedingung ist allerdings nicht geeignet und muss für weiterführende Studien adaptiert werden.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

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