Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 137-138
DOI: 10.1055/s-0043-1771552
Abstracts
Vorträge

Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zur Erfassung der essstörungsspezifischen interozeptiven Wahrnehmung

J. Ortmann
1   University of Luxembourg, Department of Behavioural and Cognitive Sciences, Esch-sur-Alzette
,
A.P. C. Lutz
1   University of Luxembourg, Department of Behavioural and Cognitive Sciences, Esch-sur-Alzette
,
G. Rose
2   Unabhängige Psychotherapeutin/Klinische Psychologin, Luxemburg
,
C. Happ
3   Yolande asbl., Luxemburg
,
A. Schulz
1   University of Luxembourg, Department of Behavioural and Cognitive Sciences, Esch-sur-Alzette
,
C. Vögele
1   University of Luxembourg, Department of Behavioural and Cognitive Sciences, Esch-sur-Alzette
,
Z. van Dyck
1   University of Luxembourg, Department of Behavioural and Cognitive Sciences, Esch-sur-Alzette
4   Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique, Ettelbrück
› Author Affiliations
 

Einleitung Interozeptive Defizite spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen und Adipositas, insbesondere in Bezug auf die Wahrnehmung von Emotionen, Hunger- und Sättigungsgefühlen. Die bisher zur Verfügung stehenden Messverfahren sind jedoch heterogen und in der Regel nicht essstörungsspezifisch. Aus diesem Grund wurde der sogenannte Eating Disorder-specific Interoceptive Perception Questionnaire (EDIP-Q) entwickelt, der die Wahrnehmung von Emotionen, Hunger- und Sättigungsgefühlen erfasst und erlaubt, zwischen diesen Dimensionen zu unterscheiden.

Methoden Die faktorielle Struktur und Gütekriterien des EDIP-Q wurden in zwei unabhängigen Stichproben mit einer Gesamtanzahl von 2058 Individuen (22.74% mit selbstberichteter Essstörungsdiagnose) untersucht. Zusätzlich wurden Gruppenunterschiede zwischen den selbstberichteten Essstörungsdiagnosen Anorexia nervosa (AN), Bulimia nervosa (BN) und Binge-Eating-Störung (BES) ermittelt.

Ergebnisse Exploratorische und Konfirmatorische Faktorenanalysen ergaben eine vierfaktorielle Struktur des EDIP-Q mit den Subskalen Emotionen, Hunger, Sättigung und Unterscheidung. Der EDIP-Q weist gute psychometrische Kennwerte auf und differenzierte zwischen Personen mit und ohne selbstberichtete Essstörungen. Personen mit selbstberichteter Essstörungsdiagnose weisen gleichermaßen Schwierigkeiten in der Emotionswahrnehmung auf. Im Vergleich zu Personen mit AN, berichten Personen mit BN oder BES über stärkere Beeinträchtigungen in der Wahrnehmung von Sättigung und in der Unterscheidung zwischen Emotionen und Hungergefühlen. Personen mit AN nehmen hingegen Sättigung besser und Hunger schlechter wahr als Personen mit BN oder BES.

Schlussfolgerung Der EDIP-Q ist ein reliables und valides Instrument zur Beurteilung der essstörungsspezifischen Wahrnehmung und ermöglicht die Erstellung von Profilen der interozeptiven Wahrnehmungsfähigkeit, welches die Grundlage für die Entwicklung neuer und gezielterer Behandlungsansätze für Essstörungen schafft.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

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