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DOI: 10.1055/s-0043-1771541
Prävalenz und Psychopathologie der Binge Eating-Störung bei Adoleszenten mit Übergewicht in Gewichtsrehabilitation: ein vergleich zwischen DSM-5 VS. ICD-11
Einleitung Risikofaktoren der Binge Eating-Störung (BES) und relevanten Übergewichts/Adipositas überschneiden sich. Viele Betroffene mit einer BES begeben sich zuerst in Behandlungen, die vornehmlich das Ziel einer Gewichtsrehabilitation anstreben. Diese Personengruppe, insbesondere Adoleszente, wurde in Deutschland bisher kaum untersucht.
Das Ziel dieser Analyse lag in der Untersuchung einer sich in stationärer Gewichtsrehabilitation befindlichen adoleszenten Stichprobe. Dabei wurde die Prävalenz der BES nach DSM-5 und ICD-11 sowie die essstörungsspezifische und allgemeine Psychopathologie verglichen.
Methoden Die Analyse wurde in einer stationären Gewichtsrehabiliationseinrichtung durchgeführt. Zu jedem Neuaufnahmeturnus wurden alle Adoleszenten sowie deren gesetzliche Vertreter über die Studie informiert und bei Interesse eingeschlossen. Zur Prüfung des Vorliegens einer BES und der essstörungsspezifischen Belastung wurde das halbstrukturierte Interview „Child Eating Disorder Examination“ (ChEDE) eingesetzt. Gewicht/Größe wurden gemessen und u. a. die SCL-90-R zur Selbsteinschätzung der allgemeinen Psychopathologie eingesetzt.
Ergebnisse Stichprobe: N=127 Adoleszente (82, 64,6% weiblich, 35,4% männlich), durchschnittliches Alter: 14,99 Jahre (SD=1,70), mittleres BMI-Perzentil: 98,89 (SD=1,81). Nach DSM-5 erfüllten neun Adoleszente das Vollbild einer Binge Eating-Störung, nach ICD-11 elf Personen. Im Vergleich zu übergewichtigen Adoleszenten ohne BES zeigten sich signifikante Unterschiede in der Ausprägung der Subskalen „Eating Concern“ und „Shape Concern“ des ChEDE.
Schlussfolgerung In dieser spezifischen Zielgruppe steigt die Prävalenz der BES von 7,08% nach DSM-5 auf 8,53% nach ICD-11. Die Häufigkeitswerte liegen damit über jenen der adoleszenten Normalbevölkerung. Nach beiden Diagnosesystemen zeigt sich eine erhöhte Belastung der essstörungsspezifischen Belastung, jedoch nicht der allgemeinen Psychopathologiewerte. Eine potentielle komorbide BES sollte bei Adoleszenten mit Übergewicht in Diagnostik und Behandlung berücksichtigt werden.
Publication History
Article published online:
06 September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany