Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0043-1771540
Emotionsbezogene Interventionen bei PatientInnen mit Essanfällen – ein systematischer Überblick
Einleitung Negative Emotionen stellen potentielle Auslöser für Essanfälle dar. Zudem können Essanfälle als dysfunktionale Emotionsregulationsstrategie dienen. Daher scheinen emotionsbezogene Interventionen bei der Behandlung von Essanfällen sinnvoll. Unsere Arbeitsgruppe untersucht diesbezüglich den aktuellen Forschungsstand im Rahmen eines systematischen Überblicks.
Methoden Der systematische Überblick wurde bei PROSPERO registriert (CRD42023361863). Es erfolgte eine Datenbanksuche auf PubMed, PsychInfo und Cochrane und eine manuelle Literatursuche. Die Eignung der Artikel wurde von je zwei unabhängigen Gutachtern beurteilt. Dabei wurden emotionsbezogene Interventionsstudien bei Personen jeden Alters mit regelmäßigen Essanfällen oder „loss of control eating“ eingeschlossen. Primär wurde die Veränderung der Essanfälle erfasst, sekundär die Essstörungspathologie und emotionsbezogene Outcomes. Die Studienqualität wurde entsprechend der EPHPP-Kriterien beurteilt.
Ergebnisse Es wurden 918 potentiell passende Artikel identifiziert. Nach einem Screening von Titel und Abstract blieben 97 Artikel für die Volltextbeurteilung. Letztlich wurden 41 Artikel eingeschlossen, davon 25 randomisiert-kontrollierte Studien. Die Stichprobengröße variierte stark (9–150) mit einem hohen Frauenanteil (meist>80%). Am häufigsten wurden bei 21 Studien Patient*innen mit Binge-Eating-Störung untersucht. Nur sechs Studien untersuchten Heranwachsende. Die Dialektisch Behaviorale Therapie wurde am häufigsten untersucht (20 Studien), andere Interventionen umfassten mehrheitlich kognitive und achtsamkeitsbasierte Ansätze. Emotionsregulation wurde bei 20 Studien erfasst. Weitere Ergebnisse werden auf dem Kongress präsentiert.
Schlussfolgerung Erste vorläufige Ergebnisse dieses Überblicks weisen darauf hin, dass emotionsbezogene Interventionen vielversprechend bei der Behandlung von Essanfällen sind. Es wird noch erörtert, ob eine Metaanalyse aufgrund der starken Heterogenität der Studien und schwachen Studienqualität bei 19 Studien durchgeführt werden kann. Es scheint nötig, eine klarere Definition für emotionsbezogene Interventionen zu schaffen.
Publication History
Article published online:
06 September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany